Carmina Burana

Musik vom Feinsten

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princisia
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Beitrag von princisia »

Hallo,

da ich schon viel zu viel geschrieben habe, nur ganz kurz ein Link von Yoda-ohne-Soda:
http://www.rondomagazin.de/klassik/olymp/1003.htm

Und diese Woche habe ich über meine Lieblingskette (die von Oliver)

die Kegel-Einspielung (Eterna?) mit Slatkin und Muti verglichen.

Kegel: Wow! Klanglich fantastisch, mit minimalen Abstrichen in den (allerallerallerhöchsten) Höhen (da scheppern viele ältere hochkarätige Aufnahmen ein wenig. In dunklen Wiedergabeketten fällt das nicht sonderlich auf, hier laufen all die Living Stereos etc zu Höchstform auf.).

Diese halsbrecherisch schnell musizierte DDR-Aufnahme bringt den Live-Eindruck akkustisch rüber wie keine andere: man sitzt im Raum, der - ganz positiv gemeint - an eine (NICHT überakustisch verhallte) Kirche erinnert. Wunderschön! Zum Kampfpreis von 4 € bei Blödmarkt ist die Leipziger Aufnahme kein Allerlei, sondern für mich die audiophilste Carmina für's Geld!

Von dieser Scheibe, die entstand, als noch nicht einmal die Geschichte gewordenen Berliner Mauer errichtet war, hatte ich sogar Spaß am kantigen "Olim lacus colueram". Es wird vom (in höchst unangenehm zu spielender Diskantlage fistelnden) Fagott eröffnet - und wie! Natürlich würde man live nicht nur die gefühlten drei Meter von Kegel's Fagottisten entfernt sitzen, aber der Effekt im Wohnzimmer ist - elektrisierend! Der Fagottist spielt obertonreich fiepend und gackernd leicht rechts im Wohnzimmer, und seine völlig authentisch eingefangenen Klappengeräusche verstärken diesen frappierenden Eindruck noch.

Die Interpretation ist 47 Jahre alt, und so fällt der Gesang für heutzutage... ungewohnt aus. Für mich indiskutabel: Der Oldschool-Bariton singt auf Schalldruck und DeziBel komm raus, klingt dadurch hässlich metallisch, nervtötend und völlig überfordert. Seine einzige klangschöne Nummer ist das zerbrechliche "Dies, Nox et omnia", wo ihm schmerzvoll-schöne Liebesbeschwörungen in weichem, lyrischem Falsett geraten.

__________________________

Muti: Direkt nach der greifbar plastischen (man sitzt wirklich im Konzertsaal, nicht zu Hause) Kegelaufnahme ist Muti scheinbar ein Rückschritt. Doch auch diese Analogaufnahme von 1979 (EMI) hat ihre Reize. Mal breite, mal sehr schnelle Tempi und viele ungewöhnliche Details in einer vielleicht "intellektuell" zu nennenden Intepretation? Sorry, mir fällt nichts griffigeres dazu ein! Jedenfalls gefällt sie mir nicht übel, eine meiner bisher drei Lieblingsfassungen (Shaw + Kegel + Muti).

Muti lässt seine Sänger das Kirchenlatein italienisch aussprechen (siehe oben bei der Atlanta/Shaw-Einspielung auf Telarc). Die Carmina gewinnt dadurch an Reiz! In Atlanta war man dabei noch konsequenter, das Ergebnis fiel dort charmanter aus. Als Chorleiter hat Muti extra einen Deutschen verpflichtet (in London!). Selbst die mittelhochdeutschen Partien werden also nicht verfärbt, sondern gut ausgesprochen gesungen. Hier liegt die Würze nicht in der Kürze (Muti braucht für das knapp einstündige Werk kaum 20 Sekunden länger als der überschallschnell dahinschießende Kegel), sondern in den Kleinigkeiten. Schöne CD!

Muti's Einspielung ist außerdem das gefundene Fressen für die Freunde des Druck- und des Tiefbasses!!!!! Stellenweise hat das Sofa unter und hinter mir vibriert! Eine Carmina, die sogar über gewissen Kickbass verfügt. Und glücklicherweise auch (am wichtigsten, da diese Partie nun einmal im Stück dominiert) über einen ordentlichen Tenor.

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Jetzt noch Yoda's Tipp und Dorati anhören, dann alle vergleichen, und dann....

wird die Suche ein Leben lang weitergehen... :lips: [img:30:30]http://www.cosgan.de/images/smilie/konfus/a080.gif[/img]
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Beitrag von Mas Teringo »

Ich finde Deine Beiträge in diesem Thread atemberaubend und erquickend. Ich fühle jedesmal mit und beim Gedanken daran was Du gerade durchlebst, fühle und fiebere ich mit. Eine so plastische und enthusiastische Darstellung der Gefühle zu den Aufnahmen der Carmina Burana macht Freude am lesen, so sollten Rezensionen immer sein, offen und voll von subjektiven Gefühlen und Gedanken. So kann man sich besser ein Bild machen, als bei geheuchelter Objektivität in diversen "professionellen Kreisen".

Das musste jetzt einafch mal gesagt werden. :OK:

PS: Sollte einem die Beitragszahl 666 jedoch zu denken geben?...
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princisia
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Beitrag von princisia »

Hallo,
gestern aus USA eingetroffener Knaller:
hxxp://www.amazon.com/exec/obidos/ASIN/B000UYX526/afreward-20/

Klasse aufgenommene Carmina-Transkriptionen für sinfonisches Blechblasorchester, gespielt vom vielleicht besten Blasorchester der Welt, dem Washington Symphonic Brass.

Stücke:
Carmina Burana (minus "Cours d' Amour"; dieser Teil folgt auf einer weiteren CD), Puccini-Arien, Finale aus Saint-Saens Orgelsinfonie, ...

Preis:
Inkl. 6,89 $ Porto schon für 7,80 US-DOLLAR zu haben. Weniger als 6 Euro für solch ein Schmankerl!

Je nach Stück sind auch Orgel, Klavier und auf jeden Fall Schlagwerk dabei. Die Aufnahme ist luftig und erlaubt genaues Hinhören darauf, wie die Musiker phrasieren. Und das tun sie wie mit menschlicher Stimme! Der Begleittext, der Vergleiche zu Sängern anführt, verspricht nicht zuviel. Spannend!

Pit
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Beitrag von Mas Teringo »

schon im Warenkorb
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Beitrag von princisia »

Na dann: Viel Vergnügen! :beer
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ana_log_sabi
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Beitrag von ana_log_sabi »

moin moin


Habe leider (noch) keine der hier besprochenen Aufnahmen der Carmina Burana. Seit vielen Jahren aber, damals in der Annahme gekauft eine der richtigen zu erwerben, die Carmina Burana als Werk mit 20 Liedern aus der Original-Handschrift Um 1300. Das ist gaanz anders, als die bekannte Carmina Burana, auch wenns im Grunde fast ein Original ist. Zumindest ist diese Musik für ungeübte Ohren originell und aussergewöhnlich, aber sehr viel weniger ohrwurmig.
Dann ist mir auf einem Flohmarkt noch diese, von Ray Manzarek in die Hände gefallen. Hab' die aber erst einmal kurz angehört. Eine der hier angesprochenen Carmina Burana wird mir wahrscheinlich am ehesten zusagen.
Vielleicht hab' ich ja nochmal auf 'nem Flohmarkt Glück?
Es muss eine LP sein.



Gruß Ingo
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