Hallo,
der gestrige Tag war sehr angenehm, meinen 10-Jährigen hatte ich bei den Gebraucht-Schallplatten sehr gut untergebracht. Hat er uns doch nach unserer Rückkehr auf die Standorte unserer Begehrlichkeiten (Zappy und N.Young) gut hingewiesen.
Leider war ich von der Masse der LPs irgendwie erschlagen und meine Kaufabsichten sanken rasch gegen Null. Komisch, ist mir noch nie passiert. Der Fillius hatte innerhalb kurzer Zeit eine Fleetwood Mac, Tom Petty und Kate Bush für sich ergattert und grinste bis über beide Ohren.
Aus lauter Unlust war ich dann trotzdem noch bei den orange behemdten Mannen des bekannten LP-Anbieters. Dort aus lauter Verlegenheit die Gabriel/SO von C.R. ausgepickt. 36,-€ stand auf dem beiliegenden Zettel, das System sagte 39,90,-€ aus, worauf ich mir mein Geld zurückgeben ließ. "Die kosten überall soviel", so der Wortlaut des Orangen. "Nö, aber nicht bei JPC!" entgegnete ich und verließ die Stätte der Überheblich- und Unhöflichkeit.
Gut, dass ich dort seit geraumer Zeit nichts mehr gekauft habe...
Sonst war es prima, nette Gespräche geführt und zufällig belauscht (im Sitzgruppenbereich saß man sich ja fast auf'm Schoß, endlich mal wieder ein paar derbe Witze mitbekommen..). Acapella hat mir besonders gut gefallen, dort konnte ich mich total dem musikalischen Genuss hingeben. Feine Struktur, leise und differnzierte Töne die man im Aufbau erleben und hören konnte. Herr Rudolph mit netter Ansprache und jungenhaften Blitzen in den Augen, sehr sympatisch!
Gut, auch hier waren die aufgerufenen Preise für mich nicht gemacht, aber ich benötige ja Gott sei Dank auch nichts Neues.
Im Raum der Frankfurter Hörgesellschaft wurde J.Cash gespielt, mir war die Abbildungshöhe einfach zu gering, Kunststück bei derart niedrig bauenden Lautsprechern. Die vorher gespielte Jazz-LP machte tonal Spaß, sehr frisch und knackig, trotzdem fehlte mir einfach die Höhe um ein glaubhaftes Bild vor Ohren zu haben.
Im nächsten Raum spielte ein MusicHall-Laufwerk mit Benz ACE-System neben einem LP12 mit Akito & Decca-System mit Leema- und diverser anderer Elektronik. Die Lautsprecher waren neue Modelle von MonitorAudio, so der Vorführende.
MusicHall mit Benz und Eric Clapton/Unplugged, bow war das langweilig! Keine Live-Präsenz, irgendwie höre ich über meine Zingalis bei dieser Aufnahme mehr Details, Klangfarben und Flirrigkeit. Das LP12 mit Decca fand ich dann besser, mir aber zuviel Bass.
Thörres mit Raven war auch nicht mein Ding, nachmittags gab es einige Ella-Stücke. Das hörte sich trotz meiner besten Sitzposition schon sehr trötig an. Schade, ich liebe diese Stimme sehr, aber das war für mich nix.
Kurz bei Chris Feikert reingeschaut, puh, ziemlich voll. Also weiter, mein Thronfolger mahnte zur Essensaufnahme. Gut, ab in den Thekenbereich. Dort hatte ich dann mein persönliches Highlight. Der Kellner mit verhuschten Blick war einfach die Krönung! Verteilte unser lang bestelltes Essen unter Heinz und seinen Mannen, rannte mit dem zweiten Essen unverrichteter Ding wieder in die Küche zurück, ward danach kaum mehr gesehen.
Mein Sohn wurde immer trübsinniger, dann endlich brachte er einen der bestellten Teller. Leider ohne Besteck, auf das wir nach mehrfachem Hinweis vergeblich warteten. Dann trabte er endlich an, sogar mit den erforderlichen zwei Bestecken!! Wow, dachte ich, jetzt hat er's. Legte ein Besteck hin und nahm das Andere mit sich mit.....
Verstohlen blickte ich mich nach einer versteckten Kamera um, aber nix da, das hatte schon alles loriot'sche Anmutungen. Da wir alles entspannt sehen, haben wir uns auch darüber herzhaft amüsiert, unseren Nachbartischen erging es ja zum Glück ähnlich.
Nach der Stärkung dann weiter zu Montegrio, eine jazzige Trio-Aufnahme hat mir dort sehr gut gefallen. Gut, die kleinen Stoppelhopser erhielten durch einen Subwoofer prominente Unterstützung, konnten aber mit Leichthaftigkeit und feiner, lebendiger Struktur glänzen. Nach den Preisen habe ich nicht zu fragen gewagt, die waren vermutlich alleine schon aufgrund des perfekten Finishs atemraubend.
Dann nochmals bei Chris Feikert rein, feines Laufwerk der Woodpecker. Chris wie immer locker und entspannt, nahm sich die altbekannte Belafonte-LP und trällerte die vocalesen Teile derart intensiv mit, dass ich mir ein Schmunzeln nicht verkeifen konnte. Nebeneffekt war, dass seine Live-Darbietung und die Konserve eine recht perfekte Symbiose eingingen. Sollten andere Hersteller sich auch mal trauen die Annäherung des Gehörten an die menschliche Stimme vorort vorzuführen. Da würden aber einige Probanten Augen und Ohren machen!
Bergmann Audio war zu jeder Zeit unseres Vorbeischlenderns brechend voll, ein optisch tolles Laufwerk, leider ohne Höreindruck unsererseits. Bei Einstein lief die "Hotel California" in der Unplugged Version. Boah, war das wummrig, nicht auszuhalten! So schnell war ich aus keinem Zimmer verschwunden, ich weiß gar nicht was die Vorführenden auf oder an den Ohren haben. So etwas geht gar nicht, jeder Außenstehende würde in seiner Meinung über die Spleenigkeit unseres Hobbys voll bestätigt werden. Wenn schon teuer, dann doch bitte wenigstens mit einigermaßen nachvollziehbaren Bemühungen um vom Vorführer zum Verführer zu werden.
Audio Note, gefiel mir letztes Jahr noch ganz gut. Gestern gab es "Harry James" auf Sheffield-Direktschnitt. Irgendwie gebremst und schal, aber mit guter Tonalität. Da ich diese Aufnahme auch besitze und meine Hörner recht knackig spielen, schiebe ich die Zurückhaltung auf die Kalotte. Ein junges Päarchen neben mir war ganz hibbelig und begeistert, ein seitlicher Blick auf der seitens des jungen Mannes soeben eingeholten Anlagenbeschreibung ließen mich erstarren: Fast 32.000,-€!!!! Ich machte mir meine Gedanken und verließ den Raum unter den strafenden Blicken des Vorführenden.
Bei R.A.D & Musical Life gab es lustiger Weise die identische LP zu hören, ganz anders, auch hier tonal prima aber mir zuweilen fast zu entspannt. Ich glaube, dass ich hornverseucht bin! Die wenig verbleibende Zeit neben Beruf und Familie darf beim Musikhören gerne mit etwas mehr Attacke versüßt werden. Das aber ist eben reine Geschmackssache. Ich bin mir sicher, dass diese Anlage durchaus viele positive Beurteilungen bekommen hat und während meiner Audio Physic-Zeit hätte ich mich dieser Gruppe sofort angeschlossen. Vorbei ist vorbei, man hört nicht besser, nur anders und das ist wie immer legitim.
In der Münchner Hörzone haben wir fast 20 Minuten verharrt um ein klassisches Orchester genießen zu dürfen. Das Gehörte wurde von Minute zu Minute besser, ich war zu Beginn sehr skeptisch, zum Ende hin zwar nicht voller Begeisterung aber mit einem positiven Eindruck versorgt. Profi-Equipment kann ganz gut klingen, also weg mit den Vorurteilen.
Der Vintage-Raum bot nun endlich auch mal etwas Rockiges. Van Halen/Jump über ein Nakamichi-Recorder abgespielt ließen mich die Bass-Drums rechtsfüßig mitspielen. Ich mag diese vertrackte Pedalarbeit sehr und die Anlage tat ihr Bestes meine Laune zu heben. Sofort holte sich mein Sohn bei meinem Begleiter Florian Infos über die Truppe und den Titel ein. Abgespeichert und für den nächsten Besuch im Sounds notiert, trabte er auch nach nunmehr fast sechs Stunden ohne Murren brav neben uns her.
So'n alter Kram kann zwar mit der heutigen Feingeistigkeit der Anlagen (wenn sie denn mal vorhanden war) nicht ganz mithalten, Gedanken macht man sich da aber schon. Letztlich geht es um den Spaß und die Lust beim Hören, das Vergessen allen abzählens und wertens von Räumlichkeiten und den weiteren Aspekten im musikalischen Geschehen.
Die rosa angestrahlten Elektrostaten bei Silvercore/Silberstatic wurden während unseres ersten Besuches gerade mit einem Meßmikrophon eingepegelt, da wußte ich endlich den Begriff "Rosa Rauschen" einzuordnen...wenige Stunden später konnte mich die Musik nicht in Gänze fesseln. Mittig sitzend habe ich bei einer Stevie Ray Vaughn-LP von links jarnüscht gehört, ab Mitte ging es dann nach rechts mit der Hauptquelle rüber. Die Saiten pluckerten zwar schön, aber eben auch mit dieser eigenartigen Räumlichkeit, die mich nach einger Zeit nur langweilt. Kann man aber hören.
Den ein oder anderen Raum habe ich in meinem Bericht mit Sicherheit vergessen zu erwähnen, macht aber nichts, wurden schon von weiteren Teilnehmern besprochen (z.B. 14.000,-€-Böxchen zum Materialwert von????) und da mich Wiederholungen langweilen erspare ich euch eine erneute Beschreibung und verweise nach oben.
Wie gesagt, nette Gespräche auch mit MINOS-Besitzern geführt (Volker, ich habe die zwar kurz gesehen aber dann warst Du weg?), kurz mit Sven Berkner geplaudert und die gemeinsame Sichtweise des Prinzips gefunden und um 17:30 Uhr dem mahnenden Pochen unserer Füße nachgegeben und die kurze Heimreise angetreten.
Sollte mein Bericht eher negativ gefärbt sein, so bitte ich um Entschuldigung. Sicherlich gab es in vielen Räumen Probleme mit aufgedunsenen Bässen, zuviel erwarte ich aber auch nie von einem solchen Event. Heute muss ich sagen, dass ich nicht wenig Lust gehabt hätte, nochmals die Fahrt anzutreten.
Einen großen Dank und mein Kompliment an alle Beteiligten, Veranstaltern und Machern uns eine solche Gelegenheit des Miteinander zu bieten. Hat Spaß gemacht, mein Sohn kommt nächstes Jahr wieder mit und freut sich auf weitere neue Schallplatten.
Ich hoffe nur, das es mein Messe-Highlight bis dahin "drauf hat" und den adäquaten Service leisten kann.
Viele Grüße auch und insbesondere an Florian nach Ellwangen. Die ersten beiden Pullen vom Ochsen haben wir uns zu den geweberten Halloween-Würstchen gegönnt - vollmundig!! Ich hoffe, das Du wohlbehalten die lange Heimreise überstanden hast. Schön war's!!
Grüße aus Nettetal
Stefan
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