Bassreflex / Transmissionline Hybrid

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arnold58
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Bassreflex / Transmissionline Hybrid

Beitrag von arnold58 »

Hallo zusammen,
auf der Analog Messe in Krefeld habe ich die Boxen LSP 200 von WSS gehört und war fasziniert von dem Klang.
Habe mich mit dem Hersteller unterhalten und erfahren das die Box eine Mischung aus Transmissionline und Bassreflex ist.
Kennt jemand dieses "Hybrid" System oder ähnliches, gibt es vielleicht schon Hilfe zur Konstruktion und Berechnung solcher Lautsprecherboxen?
Wäre daran interessiert mir solche zu bauen.

Gruß
Arnold
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goetz
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Re: Bassreflex / Transmissionline Hybrid

Beitrag von goetz »

86db ist aber nicht so richtig Röhrenaffin ! ;)
€ 4650,- ist eine freche Ansage, aber bitte....
Ich möchte nicht von Hifi meine Brötchen verdienen müsssen.
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Monophono
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Re: Bassreflex / Transmissionline Hybrid

Beitrag von Monophono »

Und wofür sollen dann Endstufen mit 211, 845 und noch größeren Kolben gebaut werden, Götz :mrgreen: ?

Hallo Arnold,

im Grunde ist eine Übergangsform Baßreflex--Transmissionline vorstellbar. Ein Berechnungsverfahren ist mir leider nicht bekannt. Es gab vor Jahren (auch aktuell noch?) eine Software "AJHorn", in welcher so etwas implementiert sein könnte. Einfacherweise hierzu den Entwickler kontaktieren...
Viele Grüße
Eberhard
Knuffi
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Re: Bassreflex / Transmissionline Hybrid

Beitrag von Knuffi »

Moin Leute,

wozu ist ein Gehäuse da?
Es soll aus dem Lautsprecherchassis bei möglichst kleinen Volumen einen möglichst tiefen Bass bei möglichst hoher Impulstreue liefern.
Verschiednen Lautsprecherchassis brauchen dazu verschiedene Gehäuse-Typen, ein guter Anhaltspunkt ist Qts.
Es gibt Lautsprecherchassis, die haben ein Qts von 0,6 oder höher (schwacher Antrieb). Die kann man in ein Horn-, Bassreflex- oder auch geschlossenes Gehäuse packen, es kommt immer ein Buckel bei der unteren Frequenz zustande.
Für diese Lautsprecherchassis ist Transmissionline die einzige Möglichkeit um einen relativ tiefen Bass bei relativ hoher Impulstreue und relativ glatten Frequenzgang zu bekommen, die Berechnung ist mit einem Taschenrechner oder Stück Papier zu bewerkstelligen.
Die Abstimmfrequenz liegt bei der Freiluftresonanzfrequenz des Lautsprecherchassis, die Länge der Line entspricht der halben Wellenlänge der Freiluftresonanzfrequenz. Am Anfang der Line hat sie den doppelten Querschnitt der Menmbranfläche, am Ende der Line den halben Querschnitt der Membranfläche, man kann von den Dimensionen um +-20% abweichen.
Alles andere, auch wenn es so auf den ersten Blick so aussieht, folgt nicht mehr dem Transmission-Line-Prinzip.

Bassreflexgehäuse sind hingegen ideal für Lautsprecher mit einer kleinen Güte (starker Antrieb) und dass, was häufig als Mischung zwischen Bassreflex und Transmission-Line bezeichnet wird, ist im Regelfall ein Bassreflex-System mit zwei auf unterschiedlichen Frequenzen abgestimmte Helm-Holtz-Resonatoren. Der eine Resonator sieht aus wie eine normale Bassreflexröhre, der andere Resonator ist sehr lang und hat einen großen Querschnitt. da er sich aber nicht um das Verhältnis 2 * Membranfläche zu 1/2 * Membranfläche verjüngt, ist es keine Transmissionline.

Es gibt Lautsprecherchassis mit einer kleinen Güte, da kommt bei der Simulation ein sehr kleines Gehäusevolumen mit einem extrem langen Bassreflexrohr raus (1,5m oder länger). Man kann jetzt den Querschnitt des Bassreflexgehäuses verkleinern und kommt so auf eine kleinere Länge, dann besteht aber die Gefahr von Strömungsgeräuschen. Also faltet man den Bassreflexkanal im Gehäuse und es sieht entfernt ähnlich aus wie eine Transmissionline. Er hat aber die akustische Funktion eines Helmholtzresonators, ist also eine Bassreflexbox.
Kleiner Tipp am Rande, eine Passiv-Membran erfüllt die Funktion eines extrem langen Bassreflexkanals.

Jetzt kommt das Henne-Ei-Paradoxon, was will ich?
Will ich ein Lautsprecher nach dem "Bassreflex-Transmissionline-Hybrid-Prinzip" (ich nenne es jetzt trotzdem mal so) bauen, so muss ich mir ein Lautsprecherchassis aussuchen, das solche "schrägen" Parameter hat, dass idealerweise ein kleines Gehäusevolumen mit einem extrem langen Helmholtzresonator rauskommen, kleine Buckel kann ich dann mit einem kleinen Helmholtzresonator (Bassreflexrohr) zu Leibe rücken.

Hier wird also das Pferd von hinten aufgezäumt.
Der Regelfall lautet: Ich habe ein Lautsprecherchassis und welches Gehäuse muss ich nehmen und wie muss es dimensioniert werden, damit ich das Maximun aus dem Lautsprecherchassis hole.
Aber Achtung, auch "das Maximum" kann unterschiedliche Gewichtungen haben.
Soll die Box klein sein, soll sie eine möglichst tiefe Frequenz wiedergeben, soll sie möglichst impulstreu sein, soll sie möglich wirkungsgradstark sein?
Ich war jetzt mal "Schwein" und habe 4 Parameter aufgeführt, die sich zum Teil gegenseitig widersprechen.
Auch hier muss ich einen für mich gehbaren Kompromiss suchen und klar machen.
Evtl. hat man ja Glück und es kommt einem nach unzähligen Boxen ein Lautsprecherchassis in die Hände, was nach einem "Bassreflex-Transmissionline-Hybrid" (mir sträuben sich die Nackenhaare, klingt für mich wie Überschallflugzeug-Tiefseeuboot-Hybrid) verlangt. Dann kann man freudestrahlend loslegen.
Aber geziehlt nach so einem Lautsprecherchassis suchen, viel Spaß!

Ach ja, AJhorn kann die verschiedenen Gehäusetypen (auch dopplet ventiliert) sehr praxisnah simulieren.

Gruß,
Frank

P.S.: Wenn mir jetzt einer kommt, dass es viele "Bassreflex-Transmissionline-Hybrid-Systeme" gibt, entgegne ich "Schraubenzieher".
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Monophono
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Re: Bassreflex / Transmissionline Hybrid

Beitrag von Monophono »

Hallo Frank,

super erklärt und auf den Punkt gebracht - Danke ! :OK:
Viele Grüße
Eberhard
Leven
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Re: Bassreflex / Transmissionline Hybrid

Beitrag von Leven »

goetz hat geschrieben:86db ist aber nicht so richtig Röhrenaffin ! ;)
€ 4650,- ist eine freche Ansage, aber bitte....
Ich möchte nicht von Hifi meine Brötchen verdienen müsssen.
Hi,
kommt darauf an , ob die 86dB Wirkungsgrad bei 4 Ohm mit 2V oder 2,83 V gemessen sind, :?:
besser wäre alle Hersteller würden die Empfindlichkeit angeben:
zB. Impedanz der Box : 4 Ohm , Empfindlichkeit bei 2,83V : 86dB,
das heißt der sogenannte Wirkungsgrad liegt dann bei 83dB bei 1 Watt
Leven
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Re: Bassreflex / Transmissionline Hybrid

Beitrag von Leven »

Hallo Arnold,
in Hobby Hifi 5/2010 ist ein Bauvorschlag mit dem Tieftöner SB12NRXF25-4,

Grüße Jörg
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princisia
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Re: Bassreflex / Transmissionline Hybrid

Beitrag von princisia »

Halo Frank,

vielen Dank für deine tolle und gut lesbare Erläuterung!

Grüße aus Berlin
Pit
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Bisschen Bass und Kickdrum liebe ich, luftig reine Höhen liebe ich. Und in den Mitten, da spielt die Musik.
arnold58
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Re: Bassreflex / Transmissionline Hybrid

Beitrag von arnold58 »

Hallo zusammen,

danke für die, zumindest teilweise, konstruktiven Antworten :-)
Sollte ich über das von mir erfragte System/Prinzip noch etwas heraus finden werde ich es hier posten.

Gruß Arnold
Valvox
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Re: Bassreflex / Transmissionline Hybrid

Beitrag von Valvox »

Gut dargestellt, Frank-

nur ein kleiner Einwand:

Ein kleiner Q-Wert führt (er taucht ja auch bei der Berechnung im Zähler auf) auch zu einem
kurzen Bassreflexrohr (oder besser: zu einem kürzeren Resonator bei gleicher Querschnittsfläche)
als ein größerer Wert für Qts.

Greetz,

Jan
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