Hallo,
ich mag weiterhin am liebsten physische Musikdatenträger. Die Neupreise der Musikindustrie sind jedoch derart überzogen, dass ich nach Möglichkeit gebraucht einkaufe. Der kleine CD-Händler an der Ecke hat bei Klassik höchsten die "Vier Jahreszeiten" auf Lager.
Um bei guten Preisen trotzdem Auswahl zu haben, kaufe ich bei Onlinehändlern. Zum letzten mal in einem CD-Geschäft (Dussmann, wegen der Auswahl) war ich Anfang 2008.
Umgekehrt habe ich schon viele selten gehörte CDs aus meiner Sammlung ausgemustert. Was nicht gefällt wird weiterverkauft. Alle paar Wochen geht eine CD via Amazon Marketplace weg.
Weshalb nur traut sich kein Journalist zu schreiben, dass die in den letzten 10 Jahre gesunkene Nachfrage im Einzelhandel großenteils darauf zurück zuführen ist, dass vom Erstbesitzer ungeliebte Artikel heute via E-Bucht oder Amazon auf einfache Weise ihre Folgebesitzer finden? Daran muss der Markt doch drastisch schrumpfen.
Früher gab es diese Möglichkeiten nicht, da die Flohmarktseiten der guten alten Tageszeitungen weder Suchfunktion noch eine gute Auswahl boten....
Nun kann man die Onlineplattformen schuldig sprechen.... oder die Produzenten fragen:
Weshalb produziert Ihr so viel schlechte Ware, dass man vor Neukauf zurückschreckt?
Weshalb kann man gut gemachte neue, weiterentwickelte Musik nur noch live hören, da CDs solcher Musiker nur mit der Lupe zu finden sind?
Weshalb soll ich per überteuerter CD-Preise refinanzieren, dass Ihr aus musikalisch lauen Lüftchen mit Millionen-Promo und Bravo-TV-Geglitzer Kinderprodukte mit irrwitzig kurzem Haltbarkeitsdatum engineert?
Dieses gigantomanische Geglitzer weigere ich mich mitzufinanzieren:
Ich will
Musik (und sonst nichts) einkaufen können zu Preisen, die diese Musik (
und sonst nichts) wert ist.
Just my 2 Cents:
Wenn die MusikINDUSTRIE sich wieder darauf besänne, gewachsene Bands und handwerklich gute Musiker zu produzieren, anstatt am Reißbrett gigantomanische Musikprodukte aus heißer Luft zu designen, dann .......
........... dann ließen sich garantiert 70 % weniger Umsatz machen........ ........... doch die restlichen Prozente wären in ihrer Durchmischung solide und stabil am Markt. Auch in schlechten Zeiten. In der 1970er Ölkrise haben die Plattenfirmen, wie sie damals zu recht hießen, nicht sonderlich gejammert ..........
Seither haben sich die Plattenfirmen aufgebläht zur "Musikindustrie". Schon per se ein perverser Ausdruck. Die Majors einer ganzen Branche rüsteten sich auf zu Investitionsobjekten.
Höchste Zeit, dass dieses Vakuum implodiert. Ich verspüre kein Mitleid: Diese Gewinneinbrüche haben die gleichen Ursachen, wie sie jetzt (absurd spät) in allen
einseitig auf Gewinnmaximierung hin gemanagten Branchen zu beobachten sind. In der Musikindustrie hat die fällige Implosion schon Jahre früher und viel verhaltener eingesetzt, als in anderen Wirtschaftszweigen. Das ist alles.
Kaum etwas, was diese Firmen heute unternehmen, hat wirklich mit Musik zu tun. Wen wundern da Gewinneinbrüche?
Auf der Strecke blieben seit 1980ff die Musiker und in der Folge, mit dem Wegbrechen der
musikjounalistischen Radioformate, zunehmend die Musikfreunde: Man ließ uns - die Käufer! - am langen Arm verhungern. Welch ein marktstrategischer Irrsinn. Heute sind die Medien gleichgeschaltet: Glitter überall. Erst per Internet besteht seit Kurzem wieder die Möglichkeit, als Musikfreund gutes Neues von den eigenen 4 Wänden aus zu entdecken.
Da gute Musiksender mit nennenswertem Musikjournalismus im Radio
ausgestorben wurden, sind heute YouTube, MySpace und Foren wie unseres die Medien des Musikliebhabers, um sich auch abseits der Liveclubs, innerhalb der eigenen 4 Wände, noch über neue Musiker und Musiken informieren zu können.
Grüße
Pit