Chris Rea Düsseldorf 02.03.2010

Wer geht wann und wo auf Tournee?

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Erzkanzler
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Chris Rea Düsseldorf 02.03.2010

Beitrag von Erzkanzler »

Moin Zusammen,

letztes Jahr als die Chris Rea Still so far to go-Tour angekündigt wurde, äusserte meine Frau den Wunsch sich noch einmal ein Konzert von CR anzusehen. Irgendwie bin ich dann auch noch an Karten für den Düsseldorf-Termin gekommen. Ich war doch etwas überrascht das Chris Rea diese sicherlich kräftezehrende Tournee angesetzt hat und habe mir im Internet einige Amateur-Videos aus diversen 2008er Konzerten angesehen, bei denen ich eher den Eindruck hatte das CR recht entkräftet und mit desolater Stimme diese Gigs absolviert hat. Also sagte ich meiner Frau bereits im Vorfeld: erwarte bitte nicht zuviel und sei nicht enttäuscht wenn es nicht Deinen Nerv trifft.

Gut, Gesternabend war es dann so weit, wir quälten uns zur Phillipshalle mit tausenden anderen die auch noch auf den Parkplatz wollten und irgendwie hatten wir es dann nach 10km und 45 Minuten geschafft noch rechtzeitig vor Konzertbeginn fix und fertig auf unsere Sitzplätze (jaja, das Alter) zu kommen. Das anwesende Publikum lag altermäßig zwischen 50 und 60 Jahren. Die Weißhaare waren deutlich in der Überzahl wenngleich sich auch einige jüngere Semester verirrt hatten.

Pünktlich um 20:00Uhr eröffnete Paul Casey mit einem Acoustic-Set das Vorprogramm und was der junge Singer/Songwriter aus Irland da abspulte war Gitarrenarbeit vom Feinsten. Gesangestechnisch auch sehr gut, leider mit einer für mich eher als unscheinbar einzustufender Stimme die keinen hohen Erkennungswert hatte. Die Songs waren allerding erste Sahne. Weiter Infos zu diesem Talent können auf seiner Webseite unter:
http://www.paulcaseymusic.com
nachgelesen werden.

Um 20:40Uhr startete dann Chris Rea mit seiner 5-köpfigen Band den Abend.
Neben seinen alten Mitstreitern Robert Ahwai (Gitarre) und Martin Ditcham (Drums) war die Tourband mit Neil Drinkwater (Keyboard), Ex-Whitesnake Colin Hodgkinson (Bass) und obigem Paul Casey (Gitarre) besetzt.
Meine Frau murmelte: warum tut der sich das an? Die gleiche Frage hatte ich mir natürlich auch gestellt. Auf die Bühne kam ein sichtlich gut gelaunter Chris Rea, der wieder deutlich an Gewicht zugelegt hat und fezte mit 4 Stücken aus dem letzten Famous Blue Hofner Notes Album los. Von Stimmenproblemen keine Spur, er brummte sich (sicherlich auch etwas tiefer als vor 25 Jahre) mit voluminöser Stimme durch die Songs was 50% der anwesenden Zuhörer (nämlich der Damen) mit tiefer Zufriedenheit (Teddy-Bären-Syndrom) erfüllt haben dürfte.
Danach ging es durch völlig neu arrangierte Chris Rea-Standards die in ihrem rockigen Gewand (hier speziell Julia) kaum noch zu erkennen waren, jedoch ungemein losgingen und rockten. Überhaupt, wer hier Schmusesongs erwartet hat war fehl am Platz. Es gab Blues und Rock und das ganze Laut.
Die Setlist nach den Hofner Songs war:
I Can't Wait For Love
Legacy Blues
Where The Blues Come From
Josephine
Easy Rider
Julia
Still so far to go
Stony Road
Looking For The Summer
The Shadow Of A Fool
Stainsby Girls
The Road To Hell

On The Beach
Let's Dance
(Irrtümer vorbehalten)

Bei dem umarrangierten Josephine war dann allen Anwesenden klar warum der Mann nach dieser Krankheit sich den Tourneestress antut: Chris Rea tanzte und hampelte wie ein kleiner Junge über die Bühne und hatte … Spaß :shock: , das ist ein Vollblutmusiker, der das einfach braucht wie die Luft zum atmen.

Nach fast 2 Stunden fand das Konzert dann mit Let’s Dance ein fulliminates Ende, die Phillipshalle tanzte mit.
Obwohl ich eigentlich keine Lust hatte zu diesem Konzert zu gehen muss ich jetzt sagen: super, das hat sich gelohnt diesen tollen, bescheidenen Musiker noch einmal bei der Arbeit gesehen zu haben. Wobei mir seine jetzige musikalisch Ausrichtung allerdings deutlich besser gefällt und dieses größtenteils zu meinem Urteil beigetragen hat.
Wer also das Konzert noch vor sich oder noch Gelegenheit hat Karten zu kommen der kann sich auf einen extrem kurzweiligen Abend freuen. Mir hat es gefallen :OK: :OK: :OK: …meiner Frau war es (wie immer) zu laut und zu rockig. :mrgreen:

Grüße
Martin
If music be the food of love, play on. (William Shakespeare)
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sme
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Beitrag von sme »

chris rea war live eigentlich schon immer hörenswert, und er liebt es anscheinend sein publikum immer wieder mit neuen versionen von "josephine" zu überraschen. bei einem konzert brauchte ich bestimmt zwei minuten bis ich das stück erkannt habe. (wer rechnet gerade bei diesem titel mit einem fetzigen schlagzeug-intro?)

b.t.w; chris reas diskographie läßt tief blicken.
seinen ersten musikalischen höhepunkt erreichte er für mich mit "water sign"...ein jahrhundertalben, wie ich meine.
dann folgten alben bei den man immer wieder merkte wie er zwischen rock- und schmusesongs hin und hergerissen war. ich vermute das ihm nach dem erfolgssong "josephine" von den produzenten stilistisch irgendwie die pistole an die brust gesetzt wurde, jedenfalls wurden die songs immer flacher und langweiliger.
der absolute tiefpunkt war für mich dann "nothing to fear"...
irgendwie war da seine lustlosigkeit und das desinteresse zu spüren.

"la passione" wirkt wie ein verzweifelter schlag zur befreiung.
seine fangemeinde hat er damit wohl ziemlich verwirrt. mir persönlich hat er damit aber bewiesen was als musiker in ihm steckt.

nach seiner krankheit kam dann "stony road". sein zweiter musikalischer höhepunkt, wie ich meine.
das machwerk "blue guitars" empfinde ich dann allerdings wieder etwas langweilig und zu "hofner bluenotes" finde ich keinen rechten zugang...

wie auch immer. chris rea gehört zu den musikern die bei livekonzerten ihr wahres gesicht zeigen und wer das zu hören erwartet was man von seinen alben kennt wird meist enttäuscht...
treiber: quad 22 / grant&lummley gl50
vorstufe: http://www.roehren-und-hoeren.de/phpBB/ ... .php?t=694
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