Moin,
heute möchte ich zwei Platten vorstellen, die ich kürzlich erworben habe und die es sofort auf meine "Insel-Liste" geschafft haben:
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Manfred Schoof Orchester + A. Mangelsdorff, W. Dauner, E. Weber, Amiga Jazz 8 56 060 Stereo, 1984
Eine wunderbare, hervorragend klingende, Bigband-Liveaufzeichnung vom November 1983 in Rostok mit fantastischen, niemals aufdringlichen, Soli der aufgeführten Protagonisten. Insbesondere Wolfgang Dauner schafft mit seinem einfühlsamen, aber dennoch treibenden Spiel magische Momente. Erschien auch mit dem Titel
Reflections auf MOOD RECORDS, MOOD 28.641
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Now Jazz Ramwong - Albert Mangelsdorff-Quintett, Amiga-Jazz 8 50 041 Mono
Eine sehr kompetente Rezension, allerdings der CD:
Dank des Produzentenegagements von Horst Lippmann konnte auch 1964 eine Platte des Albert-Mangelsdorff-Quintetts erscheinen.
Die Besetzung, wie schon bei "Tension!":
Albert Mangelsdorff (Posaune), Heinz Sauer (Tenorsaxophon, zusätzlich Spopransaxophon), Günter Kronberg (Altsaxophon), Günter Lenz (Bass) und Ralf Hübner (Schlagzeug).
Das Quintett hatte eine ausgedehnte Asientournee im Auftrag des Goethe-Instituts hinter sich, 50 Konzerte in 65 Tagen. Eindrücke aus Indien, Indonesien, Thailand, Vietnam und Japan wurden verarbeitet.
Das Programm beginnt mit einem Aplomb: "Now Jazz Ramwong", abgeleitet von dem thailändischen Volkslied "Nau Djay Ramwong". Es ist modaler Jazz in Reinkultur, in jeder Note nachsingbar, mit sehr schönen Soli aller drei Bläser. Das zweite Stück, "Sakura Waltz", ist eine Variation über das japanische "Sakura-Sakura" und, wie der Name andeutet, ein Walzer. Hervorragend das Alt-Solo von Kronberg. "Blue Fanfare" ist ein Blues, mit dem das Quintett alle Konzerte in Asien begonnen hatte. "Three Jazz Moods" beruht auf einem Thema Ravi Shankars, das wiederum von einem bengalischen Volkslied stammt. "Burungkaka" stammt aus Malaysia, kommt aber ursprünglich aus Indonesien. Es handelt von einem Vogel und seiner älteren Schwester. Insofern passt es genau zu Albert Mangelsdorff, der ja bekanntlich ein sehr ernsthafter Ornithologe war. "Raknash" (Anspielung auf "Shankar") wird nur von Lenz und Hübner, der hier mit den Händen trommelt, vorgetragen. Es hat naheliegenderweise eine gewisse Ähnlichkeit mit einer Raga. "Theme from Vietnam", nur von der Posaune gespielt, ist pure Einfachheit und Schönheit. Die Platte schließt mit einem Höhepunkt: "Es sungen drei Engel", einem deutschen Volkslied aus dem 13. Jahrhundert ("Es sungen drei Engel ein'n süßen Gesang, / Der in dem hohen Himmel erklang"). Nach einer ungebundenen Introduktion erklingt das wunderschöne Thema, von Albert Mangelsdorff sehr kompetent für drei Bläser arrangiert. Es folgt ein Posaunensolo, dann eine intensive Kollektivimprovisation, eine dreistimmige Engführung, an die sich wieder das Thema anschließt. Paul Hindemith hat dieses Thema in seiner Oper "Mathis der Maler" aufgegriffen und verarbeitet. Es lohnt sich, die Hindemith- und die Mangelsdorff-Fassungen miteinander zu vergleichen.
Das digitale Remastering der alten Aufnahmen ist sehr gut gelungen, wobei auch die Qualität der Masterbänder auf recht hohem Niveau war. In den 1960er Jahren wusste man, wie Musik aufzunehmen war.
Wem diese Platte gefällt, sollte unbedingt auch "Tension!" (1963) und "Folk Mond & Flower Dream" (1967) anhören.
Gemeinsam gehören die drei Platten ganz gewiss zum Besten, was es in den sechziger Jahren an Jazz in Deutschland, aber nicht nur in Deutschland, gegeben hat. Es ist eine Trilogie, die man als Paket erwerben sollte. © Dr. Horst Wolfgang Boger, Amazon
Viele Grüße
Axel