Moin,
ich war bisher nur lesendes Mitglied, wollte jetzt aber auch mal ein paar Worte kundtun.
Jeder Lautsprecher arbeitet ordentlich an jeder halbwegs vernünftig konstruierten Röhrenendstufe, egal ob Triode oder Pentode. Bei einer Pentode wird es nur etwas aufwendiger.
Wie ich auf diese Aussage komme? Etwas Nachdenken und anhand von Messwerten die Überlegungen belegen.
Wer ein bisschen was mit der Entwicklung von Röhrenverstärkern zu tun hat, dem wird dieses Diagramm genug aussagen. Für alle anderen, das ist eine eingezeichnete Arbeitsgerade in ein Pentodendiagramm, anhand derer die benötigten Spannungen, Eingangspegel und zu erwartende Ausgangsleistung ermittelt werden kann. In diesem Fall für ein Ra = 5,2kOhm
[img:1088:710]
http://image.n0t.de/f-9b26327e8033188bd ... ea728c.jpg[/img]
Daraus ergibt sich, dass bei einer Ausgangsleistung von ca. 1W die Pentode sehr linear (ohne großartige Verzerrungen) arbeitet. Ich habe extra eine Pentodenschaltung mit kleiner Leistung genommen um meine Nachbarn und meine Ohren bei Messungen nicht all zu sehr zu strapazieren.
Jetzt habe ich mal den Frequenzgang ohne Gegenkopplung an einem 8Ohm-Festwiderstand gemessen.
[img:1236:814]
http://image.n0t.de/f-39a08ee62c92fc602 ... 038713.jpg[/img]
Die blaue Linie ist der Frequenzgang, die rote Linie ist der Phasenverlauf. Sieht recht ordentlich aus.
Ich habe die Messung an einem Breitbänder wiederholt. Das sieht dann nicht mehr so ordentlich aus.
[img:1236:812]
http://image.n0t.de/f-948b51a72aa218e08 ... 08da77.jpg[/img]
Die blaue Linie ist wieder der Frequenzgang, die rote Linie die Phase. Es wurde hier der Ausgang des Verstärkers gemssen, nicht das was aus dem Lautsprecher raus kommt.
Der Frequenzgang des Verstärkers schwankt um ca. 10dB.
Und es klingt auch so wie es aussieht, grausig.
Wie kommt es zu solch einem verbogenen Frequenzgang. Ganz einfach, hier mal der Impedanzverlauf des Lautsprechers.
[img

812]
http://image.n0t.de/f-00fc5eeadad7d953d ... 916008.jpg[/img]
Vergleicht man jetzt Impedanzverlauf und Frequenzgang, gibt es verdächtig viele Übereinstimmungen.
Ich habe jetzt mal einen Wert aus dem Impedanzverlauf genommen und damit eine neue Arbeitsgerade in das Pentodendiagramm eingezeichnet.
[img

812]
http://image.n0t.de/f-66d08bce28e356003 ... 3a993d.jpg[/img]
Der von mir genommene Wert liegt bei 1,5kHz und dort hat der Lautsprecher eine Impedanz von 20Ohm.
Ein Übertrager bei einer Röhrenendstufe passt den Widerstand des Lautsprechers an die Röhre an. Er macht also aus den kleinen Widerstandswerten röhrentaugliche Werte. Das wird durch sein Übersetzungsverhältnis bestimmt. Der hier eingesetzte Übertrager hat ein Übersetzngsverhältnis von 25,5. Damit werden die 8Ohm eines Lautsprechers auf 5200Ohm "gewandelt".
Aber was passiert mit den 20Ohm bei 1,5kHz? Hieraus macht der Übertrager 13kOhm.
Jetzt habe ich diese 13kOhm in das Pentodendiagramm eingetragen.
[img:1088:710]
http://image.n0t.de/f-6bde052ee3c65f7cb ... 78ce0b.jpg[/img]
Jetzt kann man sehen, dass bei einem Ra = 13kOhm weniger Eingangspegel gebraucht wird um die Pentode voll auszusteuern. War ich an dem 8Ohm-Widerstand mit einem Eingangspegel von 3Vs noch im linearen Bereich der Pentode und hatte eine Ausgangsspannung von 105VS, so bin ich mit dem realen Lautsprecher bei 1,5kHz und 20Ohm mit einem Eingangspegel von 3Vs schon im nichtlinearen Bereich und habe eine Ausgangsspannung von 168Vs. Die Impedanz bzw. der Widerstandsverlauf des Lautsprechers hat also einen Rückwärtseinfluss auf das Arbeitsverhalten der Pentode.
Jetzt habe ich mit einem Korrekturglied die Impedanzverlauf etwas entschärft. Der Impedanzverlauf sieht dann so aus.
[img:1236:814]
http://image.n0t.de/f-ac6fd1f21a46089f6 ... c61d91.jpg[/img]
Und hier der Frequenzgang des Verstärkers an dem impedanzkorrigierten Lautsprecher.
[img:1236:814]
http://image.n0t.de/f-ffcfaa72faeebc94f ... 55388b.jpg[/img]
Die blaue Linie ist wieder der Frequenzgang, die rote Linie der Phasenverlauf. Der Frequenzverlauf schwankt in den kritischen Bereichen nur noch um ca. 2dB. Und es läßt sich auch wieder anhören.
Diese Ergebnisse belegen, dass der Impedanzverlauf großen Einfluss auf die Arbeitsweise eines Pentodenverstärkers hat. Bei einer Triode ist das nicht ganz so schlimm, wirkt sich aber auch aus. Man braucht nur ein paar verschiedene Impedanzwerte in ein Triodendiagramm eintragen.
Ein Bericht mit ausführlichen Messungen wie z.B. des Klirrverhalten, Entwicklung und Aufbau der Endstufe wird demnächst auf Jogis Homepage veröffentlicht. Es sind auch Messungen mit Gegenkopplung dabei.
Für mich hat sich daraus ergeben, dass jeder Lautsprecher an jeder Röhrenendstufe ordentlich arbeiten kann, wenn er impedanzkorrigiert ist. Da laut Infos die Linn ein Impedanzminimum von 2,4Ohm haben sollen, würde ich die Impedanz auf 2Ohm abstimmen und einen Röhrenverstärker mit 2Ohm-Ausgang nutzen. Dann gibt es auch keine Rückwärtsbeeinflussung.
Ach ja, Finger weg von der Frequenzweiche. Wie ich den Bildern des Herstellers entnehmen kann, ist es eine Bassreflexbox. Bei der Abstimmung fließt auch der Widerstandswert der Drosseln in die Güte des Basslautsprechers mit ein und sollte bei ordentlicher Entwicklung an das Gehäuse und die Bassreflexöffnung angepasst sein. Drosseln mit anderen Widerstandswerten können hier zu einer Fehlanpassung an die Bassreflexkonstruktion führen. Ohne passendes Messequipment und einige Erfahrung ist ein "Tuning" der Frequenzweiche ein Lottospiel und führt im Regelfall zu schlechten Ergebnissen.
Gruß,
Frank