Nik Bärtsch - Llyria
Produktinfo
„Llyrìa“ ist das dritte ECM Album von Nik Bärtsch’s Ronin. Es folgt jenen Richtungen, die bereits auf „Stoa“ (2005) und „Holon“ (2008) eingeschlagen wurden aber entwickelt diese konsequent weiter. Bei der Veröffentlichung von „Holon“, verglich der Komponist und Pianist Bärtsch das gemeinsame Interplay in seiner einzigartigen Gruppe mit einem Schwarm von Fischen, der sich blitzschnell zusammen über ein Korallenriff bewegt. Der Titel seines neuen Albums ist eine weitere Meeresmethapher. Die Llyrìa ist ein kürzlich entdeckter leuchtender Bewohner der Tiefsee, eine Kreatur, so ungewöhnlich, dass die Biologen unsicher sind, wie sie sie einstufen sollen. Doch tief unten im Abgrund, wo der Druck gewaltig ist, gleitet es flink, mit kühler poetischer Anmut. Bärtsch genießt dieses Bild: ein naher Nachbar auf diesem Planeten, über welchen wir so wenig wissen. Kompositionen können sich ebenfalls eigenartig entwickeln, betont er. Mit diesem Bild im Kopf wirft Ronin weiterhin seine Netze in denselben Ozean – um Formen zu finden, die unsere Erwartungen plötzlich unterlaufen oder ihre Veränderungen langsam offenbaren. Die neue Musik von Ronin vermittelt ein Gefühl der Freiheit, nicht zuletzt durch die periodische Lockerung seiner rituellen Grooves. Im Wort „Llyrìa“ scheint auch „lyrisch“ auf und feine komponierte Übergänge in beinahe allen Stücken eröffnen erfrischende melodische Möglichkeiten. Es bietet sich nun mehr Raum, um sich in Nik Bärtsch’s Kompositionen hineinzubewegen – mehr Raum zum Atmen. Am Beginn der Aufnahme, auf „Modul 48“ und an anderen Stellen, ist hörbar wie der Bläser Sha diesen neuen Raum gewinnbringend nutzt. Obwohl Ronin die rhythmischen und formalen Experimente mit motorischen Pulsen fortsetzt, stellt sich eindeutig ein Gefühl der „Ungezwungenheit“ ein. Bärtsch spricht von einem Gravitationssog seiner Themengeflechte: „In unserer Ästhetik versuchen wir nicht, offensichtliche Melodien als Themen in den üblichen Registrierungen zu verwenden, sondern Energiefluss aus den rhythmischen Balancen und verschiedenen 'Themen' zu gewinnen, die das Ohr verführen. Dieses Mal geht es weniger um pulsierende Sound Patterns sondern vielmehr um melodische Entwicklungen - mit kleinen Melodien, die ihre eigenen Fugato- Energien ausbilden.“ Diverse Verfahren sind in diesen nummerierten Stücken im Spiel, vom sanften liedhaften „Modul 48“, welches unbemerkt mit multiplen Metren spielt, zum vorwärts treibenden „Modul 52“, welches ständig in Bewegung bleibt und nicht zurück blickt („wie Meditation vielleicht, oder Sport, hebt es die Energie auf ein anderes Level.“). Bärtsch beschreibt das Zenartig leere „Modul 53“ mit dem aufs Minimum reduzierten Piano und der einfachen Shaker-Begleitung als das wohl ambitiöseste Stück des Albums. „Modul 55“ verpackt die Themen nacheinander ineinander („Welches ist das Hauptthema? Welche Melodie unterstützt page 2 of 2 den Patternflow, welche den Melodiefluss, welche den rhythmischen Fluss?“). „Modul 49_44“, welches das Album abschließt, greift auf, was bei „Modul 44“ auf „Holon“ offen gelassen wurde. „Ich habe versucht, mehr Linien, mehr Stimmen, mehr polyphone Entwicklung zu haben und gleichzeitig das Stück transparent und seine Struktur selbstevident zu halten.“ In den Linernotes sagt Bärtsch: „ Obwohl ich als Komponist die meisten Stücke genau auskomponiere, ist live irgendwann nicht mehr auszumachen, was komponiert, interpretiert oder improvisiert ist. Die richtige Spannung und die passende Dramaturgie eines Stücks müssen im Moment von der Band gefunden werden. So überlistet der Band-Organismus die Komposition und sich selbst." Ein verblüffendes Merkmal der neuen Aufnahme ist die Zuversicht, mit welcher Ronin seine Einflüsse hinter sich gelassen hat. Minimalismus ist nun lediglich ein entfernter Bezug, während Aspekte des „Funk“ aufgenommen oder beiseite gelegt werden wie es der Fluss der Dinge verlangt. „Wir müssen nicht mehr über Steve Reich oder James Brown sprechen“ so Bärtsch. „Ihnen zuzuhören war Teil des Prozesses, der uns zu einem weiter entwickelten Verständnis unserer eigenen Ausdrucksweise und Phraseologie gebracht hat.“ Im Sinne dieser eigenständigen Phraseologie sticht auch der herausragende elektrische Bass von Björn Meyer als ein typischer Ronin-Sound hervor. Bärtsch hebt auch die Beiträge von Kaspar Rast in der aktuellen Aufnahme hervor und weist darauf hin, dass die liebevolle Detailtreue in der Modellierung des Beats auf „Llyrìa“ diese mehr zu einer „ Schlagzeuger- Aufnahme“ macht als seine Vorgänger. Rast und Bärtsch sind bereits seit langer Zeit auf derselben musikalischen Wellenlänge: „ Der Schlagzeuger Kaspar Rast und ich spielen bereits über 25 Jahre zusammen. Dieses Zusammenspiel hat unser inneres Ohr ebenso beeinflusst wie unsere Auffassung von Kommunikation an sich.“ (nikbaertsch. com)
Für die Einen ist die Schweiz Jodeln, Schokolade und Bankgeheimnis, für die Anderen Minimal Music, Funk und Drum 'n Bass. Zürichs aktuell bekanntester musikalischer Ziehsohn Nik Bärtsch hat es eher mit dem Funk und seine "Ritual Groove Music" hält seit nunmehr vier Jahren die europäische Clubszene auf Trab. Auch für 2010 haben er und seine Band Ronin sich mit ihrem neuen Album „Llyria“ vorgenommen im Rahmen einer ausgedehnten Tour die Floors zu füllen. Mit der entsprechenden medialen Unterstützung wird es gelingen, denn wie schrieb die SZ: "Es groovt wie Hölle!"
Rezensionen
"The new emphases are welcome: even the most dedicated trance junkies can only surrender to repetitive rhythms, however sophisticated their execution, for a finite length of time, without being buried by them—something which Bärtsch, who intends his music as something other than narcotic, would find abhorrent." (allaboutjazz. com)
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