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Helmholtz Resonator im Ikea Hocker

Verfasst: Di 31. Jul 2007, 11:02
von Bender
Nach einem Besuch bei Frido hatte ich massiven Handlungsbedarf bezüglich meiner Raumresonanzen. Ende letzter Woche war die Zeit gekommen, draußen regnete es und meine Freundin hatte grade ein neues und spannendes Buch angefangen.

erste Versuchen mit dem Equalizer des Microsoft Mediaplayers haben Problemfrequenzen im Bereich um bei 60 Hz lokalisiert, ich habe ein paar Stücke gespielt, und dabei den 63hz-Regler um 6 Punkte nach unten gezogen und war damit gar nicht mal so unglücklich – kurz gesagt, mein Problem ist ein wummernder, unpräziser Bass.

Nach einigen Versuchen das Raumproblem mit dem Setup der Kette zu lösen (Boxenaufstellung, Hochpass…) habe ich mich für den Bau von Helmholtz Resonatoren entschieden.

Zu meinem Hörraum: Deckenhöhe 2,55m – Breite 3,6m – Tiefe 3,3m
Diese Daten habe ich in mehreren Programmen zur Berechnung der Resonanzen eingegeben um grob zu wissen wonach ich suche. Hier mal ein Programm von vielen (http://www.lautsprechershop.de/tools/in ... um_res.htm)

Die errechneten Resonanzen lagen bei 67Hz für die Deckenhöhe, 48Hz für die Raumbreite und 52Hz für die Raumtiefe. Soviel zur Theorie, um die wirklich störenden Frequenzen zu ermitteln, habe ich einen Frequenzgenerator auf dem Laptop installiert, mit dem ich alle Frequenzen einzeln durchlaufen kann, ich fand diesen hier (http://www.nch.com.au/tonegen/) bei dem man Frequenzen direkt eingeben kann und dann in festgelegten Schritten die Frequenz erhöhen und verringern kann.

Meine Startfrequenz war 40Hz und ich klickte mich in 1Hz Schritten nach oben, bei 53Hz nahm dann die Lautstärke spürbar zu, hatte bei 55Hz ihr Maximum und fiel dann wieder ab bis ca. 57Hz, dann war alles linear bis ca. 64Hz, ab da Anstieg bis zum Maximum von 66Hz und Abfall bis 69Hz von wo aus es relativ linear weiter ging bis zu den Moden 2.Ordnung, also Doppelte Frequenz (106Hz und 132Hz) und so weiter. Mit diesem Versuch habe ich die zu dämpfenden Frequenzen bei 55Hz und 66Hz ermittelt – also schon dicht bei den theoretischen Werten. Die 48 Hz von der Raumbreite konnte ich weder in der ersten noch in der 2. Ordnung (ca. 96Hz) feststellen.

Problem erkannt, aber noch lange nicht gebannt, mein Problem ist nicht der relativ einfach zu bauende Helmholtz Resonator, das ist ja nur eine Kiste mit Loch, sondern die fehlenden Argumente meiner Freundin gegenüber, warum jetzt zwei Holzkisten im Wohnzimmer stehen, was mit knapp 12m² ja nicht grade üppig ist.

Mir fielen diese beiden halb fertigen Helmholtz Resonatoren von ikea ins Auge…
[img:600:450]http://www.ihlein-janson.de/bilder/HHR.jpg[/img]
…wenn das klappt, bin ich mit der Wurst übern Zaun.

Als erstes habe ich das Volumen der Kisten berechnet und kam auf ein Ergebnis von 32 Liter, in einem Thread, bei Jürgen Heiliger im Forum, habe ich gelesen dass man durchaus gute Ergebnisse mit so kleinen Resonatoren erzielen kann – es gab natürlich auch die andere Meinung. Hier im Forum wurde mir aber Mut gemacht und so war ich weiter auf „go“.

Zur Berechnung von Resonatoren gibt es im Netz auch wieder jede Menge Tools, ich habe 2 gefunden, die gleiche Ergebnisse lieferten und habe dann mit diesem gerechnet (http://www.lautsprechershop.de/tools/in ... um_res.htm).
Den Boden der Hocker habe ich aus 15mm Multiplex gefertigt, der Hocker selbst ist aus 8mm MDF – erste Berechnungen ergaben, dass ich keine Bassreflex Rohre brauche, sondern dass die Materialstärke ausreicht.

Für den 55Hz Resonator habe ich mich für eine runde 45mm Öffnung im Boden entschieden, ich bekam so rechnerisch eine Resonanzfrequenz von 54.2Hz raus. Mit dem Kreisschneider war das Loch schnell geschnitten, ein nachmessen ergab einen Durchmesser von 46mm, was um so besser ist denn mit diesem Wert bekomme ich rein rechnerisch genau 55Hz raus.

[img:600:450]http://www.ihlein-janson.de/bilder/quickAndDirty.jpg[/img]

Den ersten Resonator habe ich erst mal zum testen mit ins Wohnzimmer genommen und 55Hz abgespielt, erst dachte ich alles Humbuck mit den Resonatoren, dann habe ich die Öffnung zu gehalten und die Lautstärke nahm stark zu – OK test bestanden, das Teil funktioniert.

Für den 66Hz Resonator ist das Volumen sehr knapp bemessen, ich habe mich für eine 55mm Bohrung im 8mm MDF entschieden, rein theoretisch ergibt das eine Resonanzfrequenz von 65,6Hz, geschnitten habe ich 56mm was rechnerisch auf 66.3Hz kommt.

Beide Resonatoren waren fertig und konnten jetzt im Raum verteilt werden. Da die Teile auf dem Boden stehen, suchte ich jetzt die Stellen, wo es bei 55Hz bzw. 66Hz am lautesten dröhnt. Nie war mein Hobby so erniedrigend wie jetzt. Als ich auf allen vieren durch das Wohnzimmer kroch, hat mich glücklicher Weise nur die Katze gesehen, aber auch die hatte deutliche Fragezeichen auf der Stirn.

Die Position für den 55Hz Resonator habe ich in einer Ecke gegenüber der Lautsprecher gewählt, und der 66Hz Resonator steht hinter dem linken Lautsprecher.

Gestern gegen 21:00 Uhr war dann alles fertig und ich konnte endlich das Ergebnis hören. Die Wirkung meiner Resonatoren ist hörbar. Meine Resonanzen sind natürlich nicht vollständig weg aber weniger. Die Kette hat ihren Charakter behalten, der Bass ist etwas straffer und die Bühne etwas tiefer geworden, auch die Darstellung einzelner Instrumente ist etwas genauer. Wenn es diesen Effekt beim HiFi-Händler zu kaufen gäbe, dann hätte ich gerne zwei davon!

Gruss /// Ole

Verfasst: Di 31. Jul 2007, 12:49
von dukeboris
Ende letzter Woche war die Zeit gekommen, draußen regnete es und meine Freundin hatte grade ein neues und spannendes Buch angefangen.
lass mich raten: Harry Potter?

Verfasst: Di 31. Jul 2007, 12:51
von Bender
dukeboris hat geschrieben:
Ende letzter Woche war die Zeit gekommen, draußen regnete es und meine Freundin hatte grade ein neues und spannendes Buch angefangen.
lass mich raten: Harry Potter?
Falsch!

Re: Helmholtz Resonator im Ikea Hocker

Verfasst: Di 31. Jul 2007, 13:22
von Jesse
Bender hat geschrieben: Als ich auf allen vieren durch das Wohnzimmer kroch, hat mich glücklicher Weise nur die Katze gesehen, aber auch die hatte deutliche Fragezeichen auf der Stirn.
:mrgreen:

Hi Ole,

gratulation zu diesem gelungenen Projekt, schnell und gut umgesetzt. :OK:




Gruß

Verfasst: Di 31. Jul 2007, 13:29
von frido_
Hallöchen Ole

Sehr schöner nachvollziehbarer Bericht und viel Info. :OK:
Und köstlich obendrein.... : roll
Fehlt neben den vorhandenen Fachlinks nur noch der für einen guten Buchladen und einen für nen Katzenpsychologen. :mrgreen:

Und da soll einer sagen die Hifi-Freaks säßen nur faul auf der Couch rum. [img:30:50]http://www.cosgan.de/images/smilie/sportlich/a070.gif[/img]

Im Ernst die Änderung mit dem "Zuhalten" würde ich gerne mal hören.

Bis denne Frido

Verfasst: Di 31. Jul 2007, 13:40
von Bender
@Jessi
Möchte mich an dieser Stelle auch noch einmal bei euch für die tatkräftige Unterstützung bedanken. Meine Probleme sind noch lange nicht gelöst, aber ich bin wieder einen Schritt weiter gekommen.

@Frido
wenn du den Unterschied hören möchtest, dann würde ich aber vor dem nächsten Wochenende vorbei kommen, danach hast du doch gewiss erst mal fiepen auf den Ohren.

Gruss /// Ole

Verfasst: Di 31. Jul 2007, 13:57
von frido_
Einladung nehme ich gerne an.Thanx
vor dem nächsten Wochenende
Ja Ole würde Sinn machen. :wink:
Aber ich fahre schon morgen früh...... :cry:

Grüßle Frido

Verfasst: Di 31. Jul 2007, 14:12
von GlowingTube
Hallo Ole,

ein dickes Lob von mir für Deinen ganz tollen Bericht! :OK:

So wird es quasi jedem möglich, seinen Raum (anhand der Links) auf die Resos zu berechnen und bei Bedarf/Gefallen sich ein paar Helmholtz Resonatoren zu bauen.

Toll, wie anschaulich Du das an (D)einem praktischen Beispiel demonstrierst

Ich hatte mal den HiFish gehabt, mit dem man die Raummoden sehr schön nachvollziehen kann. Vielleicht für Dich von Interesse? Den schnallst Du dann Deiner Katze auf den Rücken und lässt sie durch den Raum marschieren. :mrgreen:

Wie gesagt: Absolut klasse! :OK:

LG
Rainer

Verfasst: Di 31. Jul 2007, 14:52
von ticktock
Moin,


sehr schöner Bericht !!
Mit dem können sicher auch handwerklich weniger
begabte etwas anfangen.

Ich habe mir erlaubt, den Thread in's Analog-Forum
zu verlinken.
Ich hoffe, Du hast nichts dagegen.

Verfasst: Di 31. Jul 2007, 15:59
von Bender
Ich habe mir erlaubt, den Thread in's Analog-Forum
zu verlinken.
Ich hoffe, Du hast nichts dagegen.
Das ist schon OK...
...und danke für die Blumen

Gruss /// Ole

Hocker !!!! Die Idee!

Verfasst: Do 13. Sep 2007, 10:20
von PeterG
Hallo Ole,

mach mal sieht man das Offensichtlichste einfach nicht. :cry:

Ich habe ja zwei Hocker und schon öfter überlegt ob man da nicht nen Sub rein .... aber auf die Idee eine Platte mit Loch rein und als Absorber zu nutzen :oops:

Danke für den Ideenanstoß!

MfG
Peter

Verfasst: Do 13. Sep 2007, 10:25
von Bender
Hallo Peter,

Ich habe einen recht kleinen Hörraum, bei mir hat es Linderung gebracht wenn auch nicht die Lösung meines Problems - Aber ich habe weiter daran gearbeitet und komme meinem Ziel näher.

es gab mal von Ikea eine Bank die so wie die Hocker aufgebaut war, die hatte deutlich mehr Volumen und ist somit gewiss wirkungsvoller.

Gruss /// Ole

Verfasst: Do 13. Sep 2007, 10:51
von GandRalf
Moin auch,

Vielleicht als Tip:

Versuch mal mit Dämmmaterial in den Absorbern zu experimentieren. Das sollte den "Wirkungsgrad" noch steigern.

:beer

Verfasst: Do 13. Sep 2007, 11:28
von Bender
Hallo GandRalf,

über Dämnmung in Resonatoren bekommt man keine vernünftige Auskunft, ich habe gelesen, dass die Dämmung die Bandbreite vergrössert - das ist aber ein Effekt, den ich nicht haben möchte, sprich wenn der Resonator mir nur Frequenzen zwischen 53Hz und 58Hz dämpft, wäre das Super (55Hz ist eine meiner Problemzone)

Wer noch Infos oder besser Erfahrungen mit Resonatoren hat - ich bin noch lange nicht fertig mit meinem Raum. So habe ich unter meinem Sofa noch ca. 80Liter Platz für einen Ultra-Flat-Resonator...

Gruss /// Ole

Verfasst: Di 2. Sep 2008, 11:17
von raphael
Hallo Bender!

Danke für deinen informativen Bericht!

Bei mir steht ein Schreibtisch im Hörraum, der vier Laden hat.
Öffne ich eine einen Spalt breit und die zweite bloß einen Hauch, so vermeine ich eine Beruhigung des Bassgewummers meiner
Tannoy Arden 3 zu vernehmen.

Ich werde mal versuchen, zumindest eine der Laden mit Dämmmaterial zu versehen, vielleicht ist der Effekt dann noch deutlicher.

Mit freundlichen Grüßen
Raphael

Verfasst: Di 2. Sep 2008, 11:26
von Bender
Hallo Raphael,

wenn du mit einer Testcd oder einem Sinusgenerator die resonierende Frequenz gefunden hast, dann kannst du ganz einfach prüfen ob das funzt, spiel die Frequenz recht laut ab und setz dich neben deine Schublade. wenn du tatsächlich einen funktionierenden Resonator gebaut hast, dann sollte der Ton bei geschlossener Schublade deutlich lauter werden/dröhnen. da ein Helmholzresonator sehr schmalbandig ist, muss der Luftspalt der Schublade immer sehr genau eingestellt werden.

Gruss /// Ole

Verfasst: Mi 3. Sep 2008, 14:12
von raphael
Hallo Bender!

Danke für den Tipp!

Grüße Raphael

Verfasst: Sa 1. Nov 2008, 08:54
von Barossi
Hallo,

ja, super Bericht!

Stellt sich bei mir noch folgende Frage:

Man kann durch unterschiedliche Gehäusegrößen und entsprechenden BR Abstimmungen auf die errechneten Frequenzen kommen!?

z.B: um eine Resonanz von 35Hz zu bekämpfen:

100L; Bassreflex Länge 14cm; Durchmesser:11cm

oder:

50L Bassreflex Länge 14cm; Durchmesser:7cm

Beide Gehäuse sind auf 35Hz abgestimmt; sind jedoch völlig unterschiedlich groß!

Was ist der Unterschied!? Die Effectivität; das Q?

Gruß Hauke

Verfasst: Sa 1. Nov 2008, 13:29
von hbhifi
das Q?
Jau.

Verfasst: Mi 5. Nov 2008, 14:12
von Frank Löhr
Hallo Holger und andere,
hbhifi hat geschrieben:
das Q?
Jau.
Und jetzt noch für Doofe, Q ist die Effektivität??? ...oder Was :idn: :oops:

Habe selber gerade den Holzzuschnitt für einen ca. 120L Helmi hier liegen und versuche gerade rauszufinden, um wieviel db er eine Mode absenken könnte. Will ja später keine Auslöschung haben :mrgreen:

Gruß Frank