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Störgeräusch kurz nach dem Einschalten meines Verstärkers

Verfasst: Do 19. Aug 2010, 11:55
von Mattxx
Hallo Forum,

ich beobachte seit einigen Tagen an meinem Jadis Vollverstärker DA-50S (SE, 4 x KT88) folgendes Verhalten:

Ich schalte den Amp ein, nach ca. 15 Sekunden ist er spielbereit (Softstart-Funktion), ich lege eine CD ein und starte, nach weiteren ca. 30 Sekunden plötzlich ein heftiges Störgeräusch auf dem linken Kanal, hört sich ungefähr wie UKW Rauschen an, danach ist wieder alles prima und ich kann stundenlang problemlos Musik hören.

Drehe ich während des Störgeräusches die Laustärke auf 0 herunter bleibt das Geräusch dennoch bestehen. Nanu !?

Tritt reproduzierbar nur im Kaltzustand auf. Ist der Verstärker warm gespielt und schalte ich ihn für einige Minuten aus und wieder an tritt das Geräusch nur manchmal auf.

Gestern abend habe ich eine KT88 im linken Kanal ersetzt und der Fehler scheint nun behoben zu sein. Ein ungutes Gefühl bleibt. Vielleicht kann jemand zur Erhellung beitragen.

Vielen Dank.

Grüße
Matthias

Verfasst: Do 19. Aug 2010, 14:47
von mb-de
Hallo Matthias!

Zwei Fragen:

(1) Wandert das Problem mit der Roehre, wenn Du sie in den anderen Kanal steckst.

(2) Tritt das Problem bei gezogenen Vorstufenroehren auf?

Gruss

Micha
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Verfasst: Do 19. Aug 2010, 14:59
von Mattxx
Hallo Micha,

vielen Dank für Deine Antwort.

Das mit dem Umstecken in den anderen Kanal habe ich noch nicht versucht, werde es heute abend nachholen und Dir dann berichten.

>(2) Tritt das Problem bei gezogenen Vorstufenroehren auf?

Verstehe leider nicht ganz, wie Du das meinst. Vorstufenröhren für den Test herausnehmen ? Im Gerät stecken 2 x ECC82 und 2 x ECC83 sowie eine Gleichrichterröhre vom Typ ECC82.

Grüße
Matthias

Verfasst: Do 19. Aug 2010, 18:05
von mb-de
Hallo Matthias,

die ECC83 ist keine Gleichrichterroehre, sondern eine Doppeltriode.

Die Bestueckung deines DA50 SE ist nach meinem Wissen 4 * KT88, 3 * ECC82, 2 * ECC83 - ist das korrekt?

Fuer den Test, probiere erst einmal, ob das Problem mit der verdaechtigen KT88 in den anderen Kanal 'umzieht'.

Wenn das nicht der Fall ist, wiederhole den Test mit gezogenen ECC82 und ECC83. Verschwindet der Fehler, dann liegt das Problem in einer der Vorstufen oder Vorstufenroehren.

Ansonsten - achte mal drauf, ob es waehrend des Auftretens des Problems 'Leuchterscheinungen' im Inneren der verdaechtigten KT88 gibt.

Gruesse

Micha
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PS: Eine roehrenbedingte Fehlermoeglichkeit ist eine kalte Loetstelle am Oktalsockel einer KT88 - am besten einfach mal alle Stifte vorsichtig mit frischem Loetzinn (Nicht-RoHS) nachloeten. Ich hatte da schon ein paar Problemfaelle, bei denen die Roehren wegen schlechter Loetstellen an ihrem Sockel intermittierende Probleme machten...

Verfasst: Do 19. Aug 2010, 18:10
von Mattxx
Micha, herzlichen Dank für die kompetente Unterstützung, ich werde es heute abend in der von Dir beschrieben Weise austesten. Gebe Dir dann Feedback.

Nochmals danke

Matthias

Verfasst: Do 19. Aug 2010, 18:12
von Mattxx
PS: Die Bestückung ist genauso, wie Du schreibst !

Verfasst: Fr 20. Aug 2010, 10:44
von Mattxx
Hallo Micha,

gestern abend habe ich also die verdächtige KT88 in den rechten Kanal "umgezogen".

Das Problem trat nicht auf. Dann den Verstärker wieder 2 Stunden abkühlen lassen und die Röhre wieder in den linken Kanal gesteckt, wieder kein Problem.

Ich schrieb Dir, daß ich das Geräusch bei kaltem Amp reproduzieren kann, muß jetzt aber ehrlicherweise sagen, es reproduzieren konnte. Einerseits bin ich froh, andererseits stehe ich nun wie ein Idiot da.

Bleibt mir wohl nichts anderes übrig als die Sache geduldig weiter beobachten.

Mit dem Lötkolben bin ich seit Jahren nicht mehr geübt, würde aber dennoch gegebenfalls die Stifte nachlöten. Aber wie geht das genau. Vielleicht eine dumme Frage, ich sehe die Pins auf dem braunen Kunstoffsockel der SED "C" KT88, wo hier das Lötzinn hintun ? Desweiteren: Nicht-RoHS Zinn bedeutet wohl bleihaltiges Zinn, wie es früher war, wo kann man das noch kaufen ?

Viele Grüße

Matthias

Verfasst: Fr 20. Aug 2010, 11:16
von Ceol
Hallo Matthias,
Mattxx hat geschrieben: Nicht-RoHS Zinn bedeutet wohl bleihaltiges Zinn, wie es früher war, wo kann man das noch kaufen ?
Versuche es z.B. mal hier:

http://www.seifert-gmbh.de/

Gruß,
Thomas

Verfasst: Fr 20. Aug 2010, 12:29
von GlowingTube
Hi Matthias,

vielleicht ist/war es nur eine leichte Korrosion an den Röhren-Pins und/oder der der Fassung? Durch das Umstecken könnte es vorübergehend etwas besser sein? Ich würde präventiv die Pins reinigen.

Tschüss
Rainer

Verfasst: Mo 23. Aug 2010, 12:17
von Mattxx
Hallo allerseits,

am Wochenende habe ich noch etwas herumexperiementiert. Fazit: Der Fehler tritt definitiv nicht mehr auf ! Ich habe auch die Pins aller Röhren untersucht, die Endröhren sind fast neue SED "C" KT88, die Vorstufenröhren alte NOS Ware von Tesla aus den 1960ern, sehen alle prima aus, nichts wackelt, keine Korrosion.

Herzlichen Dank an alle für die kompetente Unterstützung.

Viele Grüße

Matthias

Verfasst: Fr 24. Sep 2010, 12:11
von Mattxx
Gestern abend hat sich die verdächtige KT88 verabschiedet, still und leise.

Sie leuchtet nicht mehr, außen auf der Oberseite ist ein schwarzer Streifen von etwa 2 cm Länge.

Das ist die erste Röhre, die mir vorzeitig ausfiel. Und der erste Röhrensatz, den ich einer Cryo-Behandlung habe unterziehen lassen.

Jetzt bin ich jedenfalls klüger, vielleicht wird man tatsächlich erst durch Schaden klug.

Vgl auch den Thread "Tiefgekühlte Röhren= Cryotechnik= Klangvorteil ????"

Schöne Grüße

Matthias

Verfasst: Fr 24. Sep 2010, 16:50
von mb-de
Hallo Matthias,

noch ein letzter Versuch, um zu sehen, ob es die betroffene Roehre tatsaechlich 'erwischt' hat:

Falls Du ein Ohmmeter hast, miss mal den Widerstand zwischen Stift 2 und Stift 7 am Sockel der KT88 - und hole Dir den Vergleichswert bei einer intakten KT88 aus Deinem Besitz:

[img:120:120]http://tdsl.duncanamps.com/basing/octal.gif[/img] [img:96:165]http://tdsl.duncanamps.com/basing/7ac.gif[/img]

Der sollte irgendwo bei einigen Ohm liegen (unterer einstelliger Bereich).

Miss dann auch noch den Widerstand zwischen Stift 7 und Stift 8.

Der sollte nahe unendlich sein - einige MOhm mindestens...

Sollte der Widerstand zwischen Stift 2 und Stift 7 groesser sein als 5..10 Ohm, dann loete, so Du kannst, versuchsweise die Stifte nach. Stift mit dem Kolben waermen, bis das Lot schmilzt, vorsichtig nach unten ausschuetteln, durch neues (bleihaltiges) Lot ersetzen... und noch einmal messen.

Es besteht eine Chance, dass die Verloetung des Drahtes im Sockel korrodiert ist, und deswegen derzeit kein Heizungskontakt mehr besteht... das hatte ich schon bei einigen russischen Roehren - SVED KT88 inklusive.

Wenn das wirkt, loete alle Stifte nach... es lohnt sich nicht, eine gute Roehre wegen einer kalten Loetstelle zu 'entsorgen'...

Beste Gruesse

Micha
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(PS: Vielen Dank an Duncan Munro fuer die Bilder!!!)

Verfasst: Di 28. Sep 2010, 11:12
von Mattxx
Hallo Micha,

herzlichen Dank für die Mühen...

Ich habe also die Widerstände gemessen, sie decken sich mit denjenigen der intakten Röhren:

Stift 2 - Stift 7: 2,1 - 2,2 Ohm
Stift 7 - Stift 8: sehr hoch

Was mir aber gestern auffiel: Der schwarze Streifen am oberen Ende ist zwischenzeitlich wieder verschwunden, dafür ist das Getter heftig zurückgegangen, die Röhre hat offensichtlich Luft gezogen.

Das Teil ist gerade mal 3 Monate in Betrieb, jedenfalls werde ich nie wieder cyrogenisieren lassen.

Viele Grüße und nochmals danke

Matthias

Verfasst: Fr 1. Okt 2010, 14:43
von mb-de
Hallo Matthias,

klingt in der Tat nach Totalverlust.

Naja, besser so, als dass sie den Verstaerker mitgenommen haette :shock:...

Gruesse

Micha
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PS: Das Geld fuer die Kryobehandlung ist in der Tat besser in besser selektierten Endroehren - oder einem zweiten Satz - aufgehoben.