Tonarmvorstellung: Audiocraft/Ultracraft AC-400 (Einpunkter)
Verfasst: Do 7. Sep 2006, 22:49
Hallo Vinyl-Junkies,
heute nutze ich die Gunst der Stunde Euch einen der imho weltweit besten einpunktgelagerten Tonarme vorzustellen.
[IMG:800:356]http://img478.imageshack.us/img478/258/ ... iumva1.jpg[/img]
Der Hersteller dieser anerkannten Pretiose firmierte anfangs unter dem Namen Audiocraft um dann gegen Ende der Siebziger auf den Namen Ultracraft umzufirmieren. Bei dieser japanischen Edelschmiede entstanden neben den verschiedenen Modellen des AC-300 und seines 11,4 Zoll langen Bruders auch die etwas schwereren Modelle AC-4400, AC-4000 und AC-5000, wobei der AC-5000 in Europa leider so gut wie überhaupt keine Verbreitung fand.
Aber auch einen AC-300 oder AC-400 muß man wie die sprichwörtliche Stecknadel im Heuhaufen suchen.
Heute soll es aber um den AC-300 bzw. AC-400 im Allgemeinen und den AC-400 MK-II im Besonderen gehen:
[IMG:800:336]http://img478.imageshack.us/img478/4778 ... iumww1.jpg[/img]
Der Serienunterschied/ die allgemeine Beschreibung:
Auch wenn die unterschiedliche Modellbezeichnung vermuten läßt, es handelte sich um zwei deutlich unterscheidliche Tonarme, so ist dem ganz gewiß nciht so. Die Modellbezeichnung AC-300 gehört zu den 9"-Vertretern und das Kürzel AC-400 beschreibt die 11,4 zöllige lange Variante, wobei bei den MK-II Modellen das Armrohr im Gegensatz zu den ersten Kreationen wechselbar ausgeführt ist und somit prinzipiell den unproblematischen Wechsel von 9 auf 11,4 Zoll und zu Armrohren mit verschiedenen Gewichten möglich machte.
[IMG:800:618]http://img478.imageshack.us/img478/2534 ... iumhl1.jpg[/img]
[IMG:800:577]http://img478.imageshack.us/img478/6456 ... iumev9.jpg[/img]
Diese Tonarme wurden mit einer Reihe optional erhältlicher Zubehörteilen ausgeliefert, so daß auch das Ausbalancieren verschieden schwerer Tonabnehmer kein echtes Problem darstellt.
[IMG:800:575]http://img478.imageshack.us/img478/4153 ... iumkx7.jpg[/img]
So, daß es sich um reinrassige Einpunkter handelt, hatte ich ja schon geschrieben ...
... nur was verbirgt sich dahinter?
Es geht bei diesem Begriff um die Aufhängungstechnik und Führung des Armrohres. Bei einem Einpunkter ist der Tonarmdrehpunkt entgegen allen anderen Konstruktionen für alle Freiheitsgrade in einem einzigen geometrischen Punkt zusammengefaßt. Die englische Übersetzung der Begrifflichkeit (Uni-Pivot) umschreibt dieses Konstruktionsmerkmal sogar wesentlich deutlicher.
Diese konstruktive Feinheit verlieh den Einpunktern immer den Habitus des haptisch Gewöhnungsbedürftigen. Das Armrohr wackelt und läßt sich im Pivot verdrehen. Es gab sogar Zeiten, in denen dem Einpiunkter an sich nachgesagt wurde, er könne nicht sauber abtasten. Das ist aber vollkommener Mumpitz.
Wie muß man sich ein solches Lager vorstellen?
Nun, man nehme einen etwas längeren Dorn und lagere darauf das Armrohr - im Prinzip Fertig!
Da sind die Ultracrafts allerdings schon wesentlich aufwändiger gefertigt. Zur verdeutlichung hier ein Ausschnitt aus der Bedienungsanleitung:
[IMG:486:600]http://img478.imageshack.us/img478/4720 ... iumfs8.jpg[/img]
Wie Ihr sehen könnt, besitzt der Ultracraft hinter dem Pivot zusätzlich ein quer verstellbares Gewicht zur Einstellung der Lateralbalance, so daß er sich auf jeden erdenklichen TA einstellen kann.
[IMG:800:730]http://img478.imageshack.us/img478/1976 ... iumpj3.jpg[/img]
Zudem ist der AC-400 MK-II ebenso wie die übrigen ungleichen Brüder mit einer Silikonölwanne, die sozusagen den Pivot umschließt, ausgestattet, so daß man ihn auch noch an verschiedene Nadelnachgiebigkeiten anpassen kann.
[IMG:800:573]http://img478.imageshack.us/img478/5623 ... iumpf3.jpg[/img]
Ja, und wer nun eine optisch doch erstaunliche Ähnlichkeit zu den modernen "Neuschöpfungen" von Graham (z.B. Phantom) zu erkennen glaubt, der liegt hierbei nicht vollkommen falsch. So nutzte man bei Graham den AC-400 der damals schon "verstorbenen" Firma Ultracraft ungeniert als Kopiervorlage, würzte die Kopie mit einem Armrohr aus Keramik und verkaufte das Ganze dann als ultimative Neuschöpfung - fertig war der neue HiFi-Überflieger.
Wer also in die Klasse eines Grahams aufsteigen will und sich scheut den dafür verlangten Preis zu zahlen, der ist mit einem Ultracraft nicht wirklich schlechter bedient.
Betrieb/ Hörerfahrungen:
Ich habe meinen AC-400 MK II bislang mit verschiedenen Tonabnehmern aus meiner Sammlung ausprobiert und vornehmlich auf meinem Garrad 401 in der Versuchszarge sehr zufrieden betrieben. Einige von Euch hatten ja auch schon das Vergnügen.
Die Einstellung ist mehr als kniffelig und stellt auch schon mal einen alten Hasen in Sachen Vinyl vor schwierigere Aufgaben. Wenn man glaubt die richtige Einstellung getroffen zu haben und sieht dann den TA auf der Schallplatte in der Rille nach innen wandern und das Armrohr ganz langsam seitlich abfallen, dann möchte man sich durchaus die Haare raufen. Der AC-400 erfordert hier also durchaus viel geduld und Fingerspitzengefühl, entlohnt den Aufwand aber mit einer Performance, die seinesgleichen sucht.
Ja, ich habe den AC-400 sowohl mit meinem SME 3012-II mit Bronzebasis, den hier ebenfalls schon besprochenen AT-1100, dem Mayware Formula IV MK III und dem Hadcock GH228 direkt in heimischer Umgebung verglichen. Die übrigen der genannten Tonarme habe ich bislang entweder in anderen Setups oder bei Vorführungen hören können und dürfen.
Er - der AC-400 MK II - spielt durchaus sauberer und etwas konturierter, als der SME und erscheint gleichzeitig luftiger und feiner aufspielen zu können, als es ein Mayware, Moerch, Hadcock oder Clearaudio Unify jemals könnte. Zudem ist der vom AC-400 MK II produzierte Bass einfache eine sehr saubere und trockene Angelegenheit, die mehr als begeistern kann.
Je nach verwendetem Silikonöl habe ich den Ultracraft mit Shure V-15-III, CORAL MC-88E, AT-30E, Fidelity Research FR-1 MK II, Fidelity Research FR-1 MK3F und Supex SD-901 Super als auch mit dem derzeit dort in Betrieb befindlichen Supex SD-900 Super gehört.
Er ist ebenso in der Lage, die magische Analytik des SD-900 Super in ein harmonisches, nie überzeichnetes und trotzdem ausgewogenes und überaus klares Klangbild zu übersetzen, wie er den phänomenalen Schmelz eines SD-901 Super oder FR-1 MK3F noch etwas unterstreichen und gleichzeitig mit einer kleinen Betonung des Auflösungsvermögens aufwarten kann. Ein echter Zauberer also, der genau und auf den Punkt die Fein- und Eigenheiten des verwendeten Systemes unterstreichen kann. Das ist imho ganz großes Kino ...
... aber eines sei bitte auch gesagt ... der AC-400 fühlt sich am wohlsten, wenn man ihm ein gutes, durchaus höherpreisiges und eher mittelhart aufgehängtes MC-System unterschnallt. Der Versuch mit dem Shure V15-III ging demzufolge auch voll daneben.
heute nutze ich die Gunst der Stunde Euch einen der imho weltweit besten einpunktgelagerten Tonarme vorzustellen.
[IMG:800:356]http://img478.imageshack.us/img478/258/ ... iumva1.jpg[/img]
Der Hersteller dieser anerkannten Pretiose firmierte anfangs unter dem Namen Audiocraft um dann gegen Ende der Siebziger auf den Namen Ultracraft umzufirmieren. Bei dieser japanischen Edelschmiede entstanden neben den verschiedenen Modellen des AC-300 und seines 11,4 Zoll langen Bruders auch die etwas schwereren Modelle AC-4400, AC-4000 und AC-5000, wobei der AC-5000 in Europa leider so gut wie überhaupt keine Verbreitung fand.
Aber auch einen AC-300 oder AC-400 muß man wie die sprichwörtliche Stecknadel im Heuhaufen suchen.
Heute soll es aber um den AC-300 bzw. AC-400 im Allgemeinen und den AC-400 MK-II im Besonderen gehen:
[IMG:800:336]http://img478.imageshack.us/img478/4778 ... iumww1.jpg[/img]
Der Serienunterschied/ die allgemeine Beschreibung:
Auch wenn die unterschiedliche Modellbezeichnung vermuten läßt, es handelte sich um zwei deutlich unterscheidliche Tonarme, so ist dem ganz gewiß nciht so. Die Modellbezeichnung AC-300 gehört zu den 9"-Vertretern und das Kürzel AC-400 beschreibt die 11,4 zöllige lange Variante, wobei bei den MK-II Modellen das Armrohr im Gegensatz zu den ersten Kreationen wechselbar ausgeführt ist und somit prinzipiell den unproblematischen Wechsel von 9 auf 11,4 Zoll und zu Armrohren mit verschiedenen Gewichten möglich machte.
[IMG:800:618]http://img478.imageshack.us/img478/2534 ... iumhl1.jpg[/img]
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Diese Tonarme wurden mit einer Reihe optional erhältlicher Zubehörteilen ausgeliefert, so daß auch das Ausbalancieren verschieden schwerer Tonabnehmer kein echtes Problem darstellt.
[IMG:800:575]http://img478.imageshack.us/img478/4153 ... iumkx7.jpg[/img]
So, daß es sich um reinrassige Einpunkter handelt, hatte ich ja schon geschrieben ...
... nur was verbirgt sich dahinter?
Es geht bei diesem Begriff um die Aufhängungstechnik und Führung des Armrohres. Bei einem Einpunkter ist der Tonarmdrehpunkt entgegen allen anderen Konstruktionen für alle Freiheitsgrade in einem einzigen geometrischen Punkt zusammengefaßt. Die englische Übersetzung der Begrifflichkeit (Uni-Pivot) umschreibt dieses Konstruktionsmerkmal sogar wesentlich deutlicher.
Diese konstruktive Feinheit verlieh den Einpunktern immer den Habitus des haptisch Gewöhnungsbedürftigen. Das Armrohr wackelt und läßt sich im Pivot verdrehen. Es gab sogar Zeiten, in denen dem Einpiunkter an sich nachgesagt wurde, er könne nicht sauber abtasten. Das ist aber vollkommener Mumpitz.
Wie muß man sich ein solches Lager vorstellen?
Nun, man nehme einen etwas längeren Dorn und lagere darauf das Armrohr - im Prinzip Fertig!
Da sind die Ultracrafts allerdings schon wesentlich aufwändiger gefertigt. Zur verdeutlichung hier ein Ausschnitt aus der Bedienungsanleitung:
[IMG:486:600]http://img478.imageshack.us/img478/4720 ... iumfs8.jpg[/img]
Wie Ihr sehen könnt, besitzt der Ultracraft hinter dem Pivot zusätzlich ein quer verstellbares Gewicht zur Einstellung der Lateralbalance, so daß er sich auf jeden erdenklichen TA einstellen kann.
[IMG:800:730]http://img478.imageshack.us/img478/1976 ... iumpj3.jpg[/img]
Zudem ist der AC-400 MK-II ebenso wie die übrigen ungleichen Brüder mit einer Silikonölwanne, die sozusagen den Pivot umschließt, ausgestattet, so daß man ihn auch noch an verschiedene Nadelnachgiebigkeiten anpassen kann.
[IMG:800:573]http://img478.imageshack.us/img478/5623 ... iumpf3.jpg[/img]
Ja, und wer nun eine optisch doch erstaunliche Ähnlichkeit zu den modernen "Neuschöpfungen" von Graham (z.B. Phantom) zu erkennen glaubt, der liegt hierbei nicht vollkommen falsch. So nutzte man bei Graham den AC-400 der damals schon "verstorbenen" Firma Ultracraft ungeniert als Kopiervorlage, würzte die Kopie mit einem Armrohr aus Keramik und verkaufte das Ganze dann als ultimative Neuschöpfung - fertig war der neue HiFi-Überflieger.
Wer also in die Klasse eines Grahams aufsteigen will und sich scheut den dafür verlangten Preis zu zahlen, der ist mit einem Ultracraft nicht wirklich schlechter bedient.
Betrieb/ Hörerfahrungen:
Ich habe meinen AC-400 MK II bislang mit verschiedenen Tonabnehmern aus meiner Sammlung ausprobiert und vornehmlich auf meinem Garrad 401 in der Versuchszarge sehr zufrieden betrieben. Einige von Euch hatten ja auch schon das Vergnügen.
Die Einstellung ist mehr als kniffelig und stellt auch schon mal einen alten Hasen in Sachen Vinyl vor schwierigere Aufgaben. Wenn man glaubt die richtige Einstellung getroffen zu haben und sieht dann den TA auf der Schallplatte in der Rille nach innen wandern und das Armrohr ganz langsam seitlich abfallen, dann möchte man sich durchaus die Haare raufen. Der AC-400 erfordert hier also durchaus viel geduld und Fingerspitzengefühl, entlohnt den Aufwand aber mit einer Performance, die seinesgleichen sucht.
Ja, ich habe den AC-400 sowohl mit meinem SME 3012-II mit Bronzebasis, den hier ebenfalls schon besprochenen AT-1100, dem Mayware Formula IV MK III und dem Hadcock GH228 direkt in heimischer Umgebung verglichen. Die übrigen der genannten Tonarme habe ich bislang entweder in anderen Setups oder bei Vorführungen hören können und dürfen.
Er - der AC-400 MK II - spielt durchaus sauberer und etwas konturierter, als der SME und erscheint gleichzeitig luftiger und feiner aufspielen zu können, als es ein Mayware, Moerch, Hadcock oder Clearaudio Unify jemals könnte. Zudem ist der vom AC-400 MK II produzierte Bass einfache eine sehr saubere und trockene Angelegenheit, die mehr als begeistern kann.
Je nach verwendetem Silikonöl habe ich den Ultracraft mit Shure V-15-III, CORAL MC-88E, AT-30E, Fidelity Research FR-1 MK II, Fidelity Research FR-1 MK3F und Supex SD-901 Super als auch mit dem derzeit dort in Betrieb befindlichen Supex SD-900 Super gehört.
Er ist ebenso in der Lage, die magische Analytik des SD-900 Super in ein harmonisches, nie überzeichnetes und trotzdem ausgewogenes und überaus klares Klangbild zu übersetzen, wie er den phänomenalen Schmelz eines SD-901 Super oder FR-1 MK3F noch etwas unterstreichen und gleichzeitig mit einer kleinen Betonung des Auflösungsvermögens aufwarten kann. Ein echter Zauberer also, der genau und auf den Punkt die Fein- und Eigenheiten des verwendeten Systemes unterstreichen kann. Das ist imho ganz großes Kino ...
... aber eines sei bitte auch gesagt ... der AC-400 fühlt sich am wohlsten, wenn man ihm ein gutes, durchaus höherpreisiges und eher mittelhart aufgehängtes MC-System unterschnallt. Der Versuch mit dem Shure V15-III ging demzufolge auch voll daneben.