Mit Martins Hilfe (vielen Dank nochmals an dieser Stelle) hab ich`s jetzt geschafft einen kleinen Test des Red Dragon Tower Delux einzustellen.
Vielen Dank auch an dieser Stelle nochmals an Rainer der so großzügig war mir den Verstärker zur Verfügung zu stellen.
RED DRAGON – Tower Delux
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Ein silbriger Teint, symmetrisch angeordnete, kunstvoll geschwungene Objekte aus Glas gepaart mit rötlich gebeiztem, fein gemasertem Holz.
Was China um günstiges Geld an Verstärkern bietet ist oft schon rein optisch sehr erstaunlich.
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Umso mehr stellt sich die Frage, ob dieser Aufwand nicht an anderer Stelle wieder zunichte gemacht wird, weil die technischen Mittel auf das notwendigste beschränkt sind und die Schönheit des Klanges mit der optischen Erscheinung des Verstärkers nicht konkurrieren kann.
Auch ein Blick in die einschlägigen Hifi-Fachblätter bestätigt unseren Glauben, dass ein „zu billiges“ Gerät nicht klingen kann, oder vielleicht auch nicht klingen darf?
Aus meiner bisherigen Erfahrung kann ich bestätigen, dass die Klangqualität mit zunehmendem finanziellen Aufwand tendenziell steigt, dieser Umstand aber kein Zwingender ist.
Ab und an trifft man auf Geräte die in der Lage sind diese Kontinuität zu durchbrechen um im schlimmsten Falle das eigene Hifi-Weltbild gehörig ins Wanken zu bringen.
Ob der mir zur Verfügung gestellte Red Dragon Tower Delux dieses Kunststück klanglich für mich vollbringen kann möchte ich mit diesem Bericht beantworten.
Geliefert wurde der kleine Chinese in einem doppelt ausgeführten Karton in dessen Inneren der Verstärker mittels reichlich Styropor absolut bewegungsunfähig vor gröberen Umwelteinflüssen mehr als gut gesichert erscheint.
Vorsichtig dieser Hüllen befreit sehen wir den Vollverstärker selbst, eine extra Schachtel mit den Röhren, eine kleine Fernbedienung, sowie das notwendige Netzkabel und eine knapp gehaltene aber ausreichende, englische Beschreibung.
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Für Menschen die noch nie mit Röhren zu tun hatten stellt sich jetzt erstmals die Frage, ob es denn schwierig wird die Röhren am richtigen Platz und in der richtigen Stellung am Verstärker anzubringen.
Da jede Röhre mit einer speziellen Pin-Belegung, einem kleinen Etikett und einer Nummer versehen ist und sich diese Nummer auch wieder beim Röhrensockel selbst findet ist ein Vertauschen oder falsches anbringen der Glaskolben praktisch nicht möglich.
Und ist er jetzt tatsächlich so hübsch wie er auf den Fotos anzusehen war?
Vorausgesetzt dass das Design den eigenen Geschmack entspricht kann man diese Frage gerne mit einem Ja beantworten.
Auch die Verarbeitungsqualität kann als gut bezeichnet werden. Sehr hochpreisige Geräte können hier zwar sicher noch einiges mehr bieten, im Vergleich mit meinen dzt. in Verwendung stehenden Meixing Monoblöcken muss er sich aber nicht wirklich verstecken.
Massive Lautsprecherklemmen und Cincheingänge die sogar mit Schutzkappen versehen sind, sowie die hölzerne Frontplatte, aus dem vollen gefertigte Drehregler und eine sehr saubere Lackoberfläche könnten manchen Konkurrenten schon gehörig ins Schwitzen bringen.
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Aber kommen wir endlich zum Klang.
Als Quelle dienten ein CD Player der Marke Jungson, Moon Harbour bzw. als Plattenspieler ein Project 9 mit Denon DL103R und einem Phonovorverstärker von WBE.
Zu Gehör gebracht wurde die Musik von Klipsch Heresy III Lautsprechern. Eine Box mit einem recht guten Wirkungsgrad von 99 dB/Watt/Meter und einer für mich dzt. unvergleichlichen Performance und Musikalität.
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Zwischen den Hörsitzungen mit dem Red Dragon wurden immer wieder die bisher von mir verwendeten Meixing Endstufen angeschlossen (Mono Endstufen mit einer 805er Triode und einer Leistung von ca. 40Watt/Kanal) um einen Vergleich zwischen den Trioden herzustellen und den Red Dragon Tower Delux besser einschätzen zu können. Als Vorstufe diente eine MC7R ebenfalls von Meixing.
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Eigentlich könnte so ein Vergleich ja gar nicht unfairer ausfallen.
David gegen Goliath oder die Schöne und das Biest fallen mir dabei ein.
Aber gerade im Bereich der Trioden ist die Auswahl ziemlich überschaubar und die Wahl auf einen bestimmten Typ zieht oft weitreichende Konsequenzen nach sich, geht es z.B. um die Wahl des Lautsprechers. Umso wichtiger ist es da um die klanglichen Grundtendenzen einer Röhrenart zu wissen.
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Aber lassen wir die „Königin der Röhren“ mit Namen 300B doch endlich einmal zu Wort kommen:
Als erstes durfte das London Symphonie Orchester unter Sir Georg Solti ans Werk um gemeinsam mit Kyung Wha Chung das Violinkonzert von Elgar zum Besten geben.
Als erstes fiel mir auf, dass der Klang nicht so direkt auf mich zukam wie eigentlich gewohnt und das Orchester sich meines gesamten Wohnzimmers bemächtigte.
Die Violine klang für meinen Geschmack sehr ausgewogen mit einem leichten Hang zum lieblichen.
Und wie sieht es dann mit einer Gitarre aus? Schnell mal die CD gewechselt und Pepe Romero bei der Interpretation von Joaquin Rodrigos „Concierto para una fiesta“ gelauscht.
Und jetzt? Schöne, feine Klangfarben. Sowohl die Gitarre wie auch einzelne andere Instrumente, z.B. die Flöten, werden recht genau herausgearbeitet. Die Streicher klingen ebenfalls fein aufgelöst aber nicht unangenehm. Und auch bei dieser Wiedergabe nimmt die Musik mehr Raum ein. Scheint sich weiter von den Boxen zu lösen. Nach allen Richtungen. Fast schon ein wenig diffus?
Aber jetzt wo das ganze Orchester einsetzt, da scheint mir doch ein wenig an Druck abhanden gekommen zu sein. Ist die 300b vielleicht bassschwach?
Also am besten mal was moderneres!
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Ach ja, es ist zwischen dem Wechsel der CD`s so absolut still im Zimmer. Wo ist mein sonst schon so gewohntes Hintergrundgeräusch geblieben? Das stete Brummen meiner Meixings.
Weg, absolute Stille. Unglaublich. Und das von einem Gerät dieser Preisklasse.
Etwas moderneres hätte es ja sein sollen. Ich probier es mal mit Elvis die 30 Nr. 1 Hits.
Vor allem die etwas neueren Aufnahmen dieser CD klingen über meine Heresys ausgezeichnet.
Auch hier spielt der Red Dragon großräumiger. Die Musik umfängt einem mehr.
Elvis ist noch zwei Schritte auf mich zugegangen und seine Band ist ihm gefolgt.
Die 300B spielt detaillierter, nur bei manchen Stücken z.B. „Can`t help falling in love“ ist der Bass etwas kraftloser als sonst.
Das soll nicht heißen, dass er nicht straff oder tief ist aber der gewohnte Druck fehlt ein bisschen.
Und wie sieht es mit etwas ganz aktuellem aus. Etwas das es dzt. auch in den Hitparaden und Radios spielt?
Mark Medlock! Ja ich entschuldige mich, auch dafür musste der kleine Chinese herhalten. Und es war gut, dass ich es probiert habe. Diese CD klingt über die 805er Monoblöcke eigentlich ganz ordentlich, aber jetzt über die 300B überkam mich zeitweise ein wenig Schaudern.
Der feine, detaillierte Klang des Red Dragon verwandelte sich in eine dünne und synthetisch klingende Wiedergabe. Mark Medlock war noch nie so schlank.
Damit zeigt sich aber auch, dass der Red Dragon kein grundsätzlicher Weichspüler ist, wie den Röhren oft nachgesagt wird, sondern ein durchaus kritischer Verstärker der einem über die tatsächliche Qualität von Aufnahmen nicht im Unklaren lässt.
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Um wieder zu etwas Schönerem zu kommen musste ich natürlich auch noch etwas aus dem Bereich Jazz probieren.
So landeten noch „The Classical Jazz Quartett“ mit Interpretationen von Tchaikovsky-Stücken, Mario Biondi mit Handful of Soul, Quadro Nuevo mit Tango bitter sweet, Ella & Lous, die NDR Bigband, Al Jarreau und George Benson und noch einige andere Scheiben im CD Spieler bzw. am Plattenteller.
Hier war die 300b dann wieder viel mehr in Ihrem Element und die bereits geschilderten Unterschiede traten abermals zu Tage.
Feinste Auflösung in den Höhen und Mitten, dafür leichte Einbussen bei der druckvollen und kontrollierten Basswiedergabe.
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Letztendlich bleibt das Gefühl, dass man es mit grundsätzlich verschiedenen Wiedergabetypen zu tun hat.
Die 805er die sich auf eine kräftige Basis stellt und versucht von dieser Stelle aus die Musik bis ganz nach oben hin auszubauen, woran sie in letzter Konsequenz aber auch hin und wieder scheitert und die 300b, die äußerst grazil, leichtfüßig und mit einer eher ausladenden Musikwiedergabe versucht den Hörer zu umgarnen, sodass leichte Schwächen in der Basswiedergabe nur mehr als Nebensache wahrgenommen werden.
Von einem besser oder schlechter traue ich mich hier nicht sprechen.
Zu unterschiedlich ist die Art der Wiedergabe. Auf der einen Seite die ruhige in sich geschlossene, recht farbig und kräftig aufspielende Meixing mit der 805er Triode und auf der anderen Seite der detailverliebte, luftige aber manchmal – abhängig von der Aufnahme - auch etwas nervöser klingende Red Dragon mit seiner 300B.
Letztendlich muss – wie fast immer – der persönliche Geschmack entscheiden.
Begehrenswert ist der Red Dragon allemal. Um diesen Preis bietet er einen Top Klang, saubere Verarbeitung, mit der Fernbedienung einen bei Röhrenverstärkern nicht selbstverständlichen Komfort und - am wichtigsten - jede Menge Spaß.
P.S. bei nochmaliger Durchsicht des Verstärkers sind mir doch ein paar Kleinigkeiten aufgefallen, die aber wahrscheinlich größtenteils auf das harte Leben dieses Exemplars als Testobjekt zurückzuführen sind.
So ist der 4 Ohm Abgriff für den linken Kanal defekt. Das Gewinde ist kaputt. Kabelschuhe lassen sich so nicht mehr fixieren.
Eine Cinchbuchse (mittleres Paar) wackelt heftig.
Neben den Trafogehäusen machen sich kleine Lackfehler bemerkbar und die Reichweite der Fernbedienung ist sehr eingeschränkt, bzw. verfügt der obere Knopf über keinen erkennbaren Druckpunkt mehr.