ich habe derzeit das Vergnügen einige Kreationen einer kleinen österreichischen Manufaktur für Röhrenverstärker testen zu können, da mir diese freundlicher Weise für einen kleinen Test von jemandem, der diese Geräte auf Verdacht gekauft hatte und derzeit im wohlverdienten Urlaub weilt, zur Verfügung gestellt worden sind.
Es handelt sich um eine reine und klassisch in Freiverdrahtung aufgebaute Line-Vorstufe mit 27er Trioden und einem Single Ended Stereoverstärker mit der 807er Tetrode in Triodenbeschaltung als Endröhre, die beide aus der kleinen Röhrenklang genannten "Manufaktur" von Alex Ederer stammen. Diese befindet sich im österreichischen Ort Mäder.
Zuerst aber etwas zu der in der LInestufe verwandten Röhre, da diese nur den wenigsten bekannt sein dürfte.
Die 27er Triode ist der Vorgänger der 56er und damit auch der Urahn der 76er.
Die 27er Triode stammt ungefähr aus den 30er Jahren und wurde damals ausschließlich als Mesh Plate Globe Type aufgelegt.
Diese Mesh Plates existieren in zwei unterschiedlichen Bauformen, wovon die eine bedingt durch das Fehlen einer unteren Aufhängung der das Triodensystem umschlingenden Anode bei den Emissionen als kritisch zu betrachten ist, sofern das Triodensyystem nicht exakt gerade montiert ist. Derartige NOS-Röhren weisen stark unterschiedliche Steilheiten bis zu gar keinen Emissionen auf und sind nur sehr eingeschränkt nutzbar. Es gab damals aber auch noch eine andere Bauform, bei der die Anode beidseitig fixierst ist und diese testen sich durchaus matchbar ... zumindest liegen mir auch zwei Exemplare dieses Typs von Cunningham/ RCA aus dem Jahrgang 1933 vor, die wir am vorvergangenen Wochenende auf einem Kennlinienschreiber exakt matchen konnten.
Die dann ab ungefähr Mitte der Vierziger Jahre hergestellten Typen im ST-Glaskörper besitzen bereits eine untere Glimmerschiebe und sind damit wesentlich unkritischer zu betrachten ... zumindest konnten wir bei mehr oder weniger zufällig aus der Verpackung gezogenen alten NOS Tung-Sol mit "augenscheinlich" einer graphitbedampften Black-Anode auf dem Kennlinienschreiber gleich auf Anhieb dieses Pärchen als ordentlich gematched betrachten.
Die 27er Triode ist übrigens indirekt geheizt und besitzt ein µ von 9 ... die Verstärkung ist also nicht sonderlich hoch.
In der vorliegenden Linestufe wurden Philco 27er in der oben skizzierten sinnvollen zweiten Bauform der Mesh Plate Globe Type verwandt. Als Gleichrichterröhre fungiert eine AZ11, ebenfalls als Mesh Plate Globe Type von RFT.
Die Vorstufe ist freiverdrahtet aufgebaut, die Arbeiten sind sehr sauber ausgeführt und die verwandten Bauteile mehr als akzeptabel ...
... als Beispiel nenne ich jetzt nur mal 1 Watt 1% Widerstände von Beyschlag, Kondensatoren von RFT, SIC-Safco, Rubicon oder Nishicon, einen selbstgewickelten und wirklich ausreichend dimensionierten Trafo, die verwandten Kondensatoren-Typen stammen z.B. von WIMA (MPK4, FKC-3) oder ERO MKT ...
Selbstverständlich hat das Gerät auch eine nach deutschem Recht vorgeschriebene und nur der eigenen Sicherheit dienende Schutzerde.
Hier noch das obligatorische Bild der Vorstufe ...
[img:800:568]http://members.aon.at/roehrenklang/imag ... %20001.jpg[/img]
Jetzt komme ich zu der Endstufe ... einer 807er Tetrode in Triodenbeschaltung, die ungefähr 2,5 Watt an 8 Ohm liefert.
[img:800:537]http://members.aon.at/roehrenklang/imag ... %20001.jpg[/img]
Als Treiber fungiert eine HF-Pentode - die EF80 - die ebenfalls als Triode beschaltet ist; als Gleichrichterröhre fungiert eine GZ32.
Auch hier ist der Netztrafo selbstgewickelt und somit versteht sich auch sozusagen von selbst, daß auch die Ausgangsübertrager aus eigener Fertigung stammen.
Wie bereits bei der Vorstufe ausgeführt, ist auch die Endstufe in freiverdrahtung ausgeführt und besitzt eine aufgelegte Schutzerde. Die Bauteile entsprechen in der Qualität denen der Vorstufe. Zudem findet sich in der Endstufe auch eine Drossel ... also insgesamt eine Kombiantion aus R-C und L-C-Siebung.
Die Schaltung ist gut durchdacht und sehr sauber aufgebaut, die Lötverbindungen können ebenso gefallen wie z.B. die Masseführung. Die gesamte Endstufe hinterläßt damit ebenso, wie die Vorstufe einen sehr wertigen Eindruck. Der vom Erbauer veröffentlichte Frequenzgang ebenfalls ...
[img:702:554]http://members.aon.at/roehrenklang/imag ... r/Freq.jpg[/img]
... und toppt damit eigentlich alles, was man bislang aus ähnlichem Preissegment stammender chinesischer Herstellung hier im Forum hat meßtechnisch sehen dürfen.
Auch die klangliche Performance dieses Duos ist über jeden Zweifel erhaben. Die 27er Triode in der Vorstufe spielt tendenziell warm aber trotzdem mit sehr sauberer Auflösung bis zu den Frequenzenden. Die 807er Single Ended Endstufe läßt vielleicht im direkten Vergleich zu einer 300B ein ganz klein wenig an Druck im Bassbereich vermissen, spielt aber überaus sauber und tonal einer 2A3 oder 300B nicht unähnlich. Ich fühle mich bei der klanglichen Performance irgendwie an eine sauber aufgebaute 45er Triode erinnert.
Die soeben gespielte Einspielung der La Boheme unter Beecham mit Jussi Björlin aus dem Jahre 1956 auf Klassik Radio hat mich meine 300B nicht wirklich vermissen lassen. Die Stimme der Mimi war derart plastisch und betörend, daß ich Euch die 807er als günstige Alternative zur 45er oder 2A3 und 300B fast schon wärmstens ans Herz legen möchte. Das ist also schon wirklich ziemlich großes ... ich meine also wirklich ganz richtig großes Kino ...
... das sind also beides Geräte, die man guten Gewissens und wirklich gefahrlos weiterempfehlen kann. Und angesichts des Preises ... keines der beiden Geräte kostete über EUR 500 ... ist das dann ein weitaus besserer Kauf als jeder China-Selbstimport.




