PCC88 mit Taille

Hier gehst um das, was die Tube-Amps usw. ausmacht

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AlexK
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PCC88 mit Taille

Beitrag von AlexK »

Hallo ,
beim Kramen , Stöbern und Aufräumen fielen mir unter ca. 100 gebrauchten ( neudeutsch "pull outs" ) PCC88 , diese 4 Exoten in die Finger . Da hat wohl Valvo einen Engpaß in Glaskolben gehabt und einfach die Hülsen :D für die CCa genommen :?: .
Nun wird ja den Röhren mit Taille ( pinched waist ) in US - Foren und im asiatischen Raum immer eine besondere Klangqualität nachgesagt und entsprechend sind dann auch die Preise .
Bei den Profiröhren ( E88CC/CCa , E80CC , E80L , E80F , E83F und 6201 ) war das "Taillieren" ja gängige Praxis , aber bei den Schüttgut-bzw. Normalröhren habe ich das noch nie gesehen . Man lernt eben nie aus :) .
MfG , Alexander .
[img:800:614]http://www.ak-tubes.de/Roehren/doppeltrioden/pcc88.jpg[/img]
Simon [muc]
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Beitrag von Simon [muc] »

Hallo Alex,

Meine CCa sind alle ohne "pinched waist". Sie sehen (wie auch meine E88CC) vom Glaskolben her wie ganz normale ECC88 aus. (Ist ja auch nicht weiter verwunderlich). Gab es die CCa nun auch ohne "pinched waist"?
Ansonsten mag ich die "pinched waist"-Kolben schon. Sie machen das Rausziehen der Röhren so schön einfach ^^

Gruß,
Simon
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mb-de
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Beitrag von mb-de »

Hallo zusammen,

der bei der einen Roehre gezeigte Datumscode gibt einen deutlichen Hinweis:

DJ0
D7K

Die Version der Roehre ist ein Vor- oder Erstserientyp (Batch 0).
Fertigung war bei Valvo Hamburg im November 1957.

Wenn man nun noch daran denkt, dass das erste regulaere Philips-Datenblatt der Roehre vom April 1957 stammt, bietet sich die Erklaerung an, dass man hier einfach Kolbenform und Fertigungsvorschriften der Postroehre (CCa) zur Anwendung brachte - halt mit angepasstem Heizfaden.

Zu dieser Fertigungsvorschrift gehoerte wohl auch die der Festlegung der Systeme dienende Einschnuerung ('pinched waist')... die spaeter aus Kostengruenden aus der Mode kam...

Beste Gruesse

Micha
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Beitrag von DB »

@AlexK: den richtigen Text dazu in der eBucht und Du mußt nie wieder arbeiten gehen... :wink: :mrgreen:

MfG

DB
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GlowingTube
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Beitrag von GlowingTube »

Hi Alex,

klingt die "Taillierte" entsprechend schlanker :lips:

Verkaufst Du die auch? Ich hätte ggf. Interesse.

LG
Rainer
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AlexK
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Beitrag von AlexK »

Hallo Micha ,
Batch 0 haben alle 4 Röhren . Auf dem Bild schräg von der Seite nach innen sieht man nun auch den identischen Aufbau zu der daneben liegenden CCa , mit D-Getter . Die 2. von links hat das schräge Steigbügelgetter . Man kann also davon ausgehen , daß es sich um eine CCa mit 7 Volt Heizer ohne Goldpins handelt . Du hattest , wie so oft , mal wieder recht mit deiner Beurteilung :D .
MfG , Alexander .

@Rainer : Verkaufen werde ich sie erstmal nicht , zumal ich sie auch noch nicht gemessen habe .

[img:800:600]http://www.ak-tubes.de/Roehren/doppeltrioden/pcc88a.jpg[/img]
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AlexK
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Beitrag von AlexK »

Hallo Simon ,
hier noch ein Bild für dich . "Taillenversammlung" .
MfG , Alexander .
[img:800:600]http://www.alextubefotos.gmxhome.de/Tri ... e1_IMG.jpg[/img]
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hoersen
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Beitrag von hoersen »

jetzt, wo ich hier darüber lese, fällt mir auch noch ein schwung PCC88 mit taille ein, die ich zwischen meinen PCC88/189 fand.

wieder was gelernt (und dem millionärsstatus etwas näher...).

h.
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Beitrag von Simon [muc] »

Hallo Alex u. A.

Ich hab mich grad mal auf die Suche gemacht.

[img:800:600]http://img352.imageshack.us/img352/8067/p6133096.jpg[/img]


Bis auf die E80CC alle ohne Taille.

Warum wurde die Taille überhaupt eingebaut? Zur Fixierung?

Gruß,
Simon
AndreasS
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Beitrag von AndreasS »

Simon [muc] hat geschrieben: Warum wurde die Taille überhaupt eingebaut? Zur Fixierung?
Hallo Simon,

ja, damit die Röhre weniger mikrophonieanfällig wurde. Dies geschah mit einem Preßwerkzeug nach dem Einsetzen des Systems, jedoch vor dem Evakuieren der Röhre.

MfG Andreas
raudi
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Beitrag von raudi »

Hallo Andreas, ich habe schon mal anderes gehört. Nach dem Evakuieren wurde partiell das Glas noch einmal erhitzt. Beste Grüße Ralf
AndreasS
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Beitrag von AndreasS »

Hallo Ralf,

es gab auch noch grausigere Stories über die Entstehung dieser Taille... :D

Doch ohne Scherz: Dieter Wolbart erzählte uns mal zum Stammtisch ausführlich den Herstellungsprozess - eine Erhitzung des Glases nach dem Evakuieren und dazu noch mechanische Einwirkung mit einem Werkzeug hätte wohl nur Ausschuß ergeben.

Mit freundlichen Grüßen
Andreas
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Beitrag von mb-de »

AndreasS hat geschrieben:...eine Erhitzung des Glases nach dem Evakuieren und dazu noch mechanische Einwirkung mit einem Werkzeug hätte wohl nur Ausschuß ergeben.
... kann ich aus Erfahrung bestaetigen:

(1) In meinen "HF-Zeiten" litt die eine oder andere PL5xx an zu heisser Anode - was dann zum Aufweichen des Glases, Einschnueren unter Luftdruck und schliesslich Vakuumverlust fuehrt.

(2) In junger und naiver Zeit wollte ich mal probieren, ob die pinched waist eventuell durch Ueberhitzen im Betrieb entstand - also wurden glatte PCC88 genommen, und mit dem "Ringbrenner" fuer Glasblaeserei (meine Schule hatte so etwas in der Physiksammlung, da man mal inhaeusig Instrumente fertigte) vorsichtig aufgewaermt - auch hier gibt es eine scharfe Einschnuerung, meisst mit Vakuumverlust... und der Getterspiegel verteilt sich vorher schon an all den Stellen, an denen man ihn nicht haben moechte.

Bitte nicht "Roehrenmoerder" sagen - das Ganze ist dreissig Jahre her :mrgreen: ...

Gruss

Micha
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raudi
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Beitrag von raudi »

Hallo Andreas, hallo Micha,
an die Diskussion mit Dieter kann ich mich noch erinnern, allerdings nicht mehr korrekt an alle Aussagen.
Fest haften blieb bei mir Dieters Aussage, dass die Taille "nur" zur Verringerung der Mikrophonie gemacht wurde.
Danke für Eure Erläuterungen.
Beste Grüße Ralf

PS.: Ich habe noch nie eine Röhre verheizt, habe also diesbezüglich (noch) keine Erfahrung.
Simon [muc]
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Beitrag von Simon [muc] »

Hallo Andreas, Micha, Raudi, u. A.

Danke für die Antworten. Leider war ich bei der Diskussion noch nicht auf dem Stammtisch dabei :(


Gruß,
Simon
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AlexK
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Beitrag von AlexK »

Hallo ,
vielen Dank für eure lebhafte Teilnahme an dieser Diskussion : Fassen wir also zusammen :
1.: Die Taille wird vor dem Evakuieren gemacht .

2.: Sie ist zum Stabilisieren des Systems im Kolben .

3.: .....und macht dadurch die Röhre mikrofonieunempfindlicher

4.: ....wurde normalerweise nur bei den Profiröhren angewendet

5.: auf Grund ihrer Seltenheit verzehnfacht sich der Hype und die Legendenbildung im asiatischen Raum ( und nicht nur da ) .

6.: Der Preis verhundertfacht sich :D :D .

So einfach ist das .
Schönen Restsonntag ,
Alexander .
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EL156
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Beitrag von EL156 »

AlexK hat geschrieben:Fassen wir also zusammen : So einfach ist das .

Alexander .
Grüß dich, Alexander!

Als Nachtrag noch ein paar Takte meinerseits aus dem Post- und Fernmeldedienst. Das Foto ist Bestandteil einer Vorstellung moderner Weitverkehrsröhren aus dem Hause Siemens & Halske.

Der rohe Kolben der D3a wurde bereits vor Innenaufbau und Evakuierung mit einer Taille ausgestattet. Weiterhin ist zur Erhöhung der Stoßfestigkeit die obere Glimmerscheibe als Viereck-Scheibe ausgebildet und wird von dem kalibrierten Teil des Glaskolbens abgestützt. Die Glocke ist in Systemhöhe innen metallisch bedampft, um durch S-Effekt bedingte Wandaufladungen zu verhindern.

MfG Kurt

[img:553:639]http://www.schenk-audio.de/Bauteile/Haak_D3a.gif[/img]
Weniger trinken, weniger rauchen, öfter mal ein Büchlein kaufen!
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AlexK
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Beitrag von AlexK »

Hallo Kurt ,
ich freue mich natürlich sehr darüber , daß gerade mein Beitrag dich zu deinem ersten Posting bewogen hat und noch dazu mit einer Aufklärung des Sachverhalts ( das hat man von dir auch nicht anders erwartet :D ) .
Die Diskussion hatten wir bei Jogi auch schon mal , erstaunlich für mich war eben nur , daß auch einige wenige "Normaloröhren" , hier PCC88 , diese Eigenschaft aufwiesen und die große Schwester CCa wohl das Vorbild gewesen sein muß .
MfG , Alexander .
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mb-de
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Beitrag von mb-de »

Hallo zusammen,

es bleibt noch nachzutragen, dass wohl weder Siemens noch Philips die von Kurt beschriebene Methode laengerfristig nutzten - irgendwann scheint man auf die von Dieter Wolbart beschriebene Methode des spaeteren Einpressens uebergegangen zu sein.

Einfaches Indiz - betrachtet mal die Oberflaeche der Kolbeninnenseite - bei Roehren, die nach der von Kurt beschriebenen Methode gefertigt wurden, sieht man beim Einbringen der Systeme erzeugte stetige Kratzspuren im Glas - an den Beruehrpunkten zwischen Glimmerscheibe (Spitzen) und Kolben/Kolbeninnenbeschichtung. Bei spaeter eingepressten Roehren sind diese Kratzer nicht vorhanden oder deutlich verformt.

Gruss

Micha
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PS: Ich habe genau eine D3a, die Kurts Bild entspricht - die steckt in einer Rohde&Schwarz Aktiv-Messantenne von ca. 1956... bestempelt ist sie mit 'Telefunken', hergestellt wurde sie von Siemens.
Edit: Nachtrag - man schau sich Alexander K.s Bilder an und vergleiche diese mit dem Siemens-Bild...
Zuletzt geändert von mb-de am Do 18. Jun 2009, 22:18, insgesamt 2-mal geändert.
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AndreasS
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Beitrag von AndreasS »

EL156 hat geschrieben:...
Der rohe Kolben der D3a wurde bereits vor Innenaufbau und Evakuierung mit einer Taille ausgestattet.
Hallo Kurt,

könnte es sein, daß es sich bei dem taillierten Röhrenkolben um das sog. "kalibrierte" Röhrchen handelt? Immerhin wurde an die Fertigungstoleranz bei Langlebensdauerröhren wesentlich höhere Anforderungen gestellt als bei Rundfunkröhren - so hatte der Glaskolben u.a. auch die Aufgabe, die Maßhaltigkeit der Systemabmessungen zu erhalten.

Mit freundlichen Grüßen
Andreas
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