Hallo Darius!
Montagebär hat geschrieben:
Was mir nicht gefällt ist z.B. dass der Übertrager nicht speziell für 8 Ohm oder 4 Ohm ausgelegt ist. Nicht benutzte Wicklungen hmmm.
Ist zwar nicht optimal, aber bei vernuenftiger Ausfuehrung der ATRs durchaus zu verschmerzen. Benutzer von Tango-, Tamura-, Bartolucci-, James-, Silk- und Millerioux-Uebertragern werden das sicher bestaetigen... auch in direktem Vergleich mit Uebertragern, die umschaltbare Wicklungen (Reihe/Parallel/Reihenparallel, z. B. Lundahl, Partridge) oder eine feste Ausgangsimpedanz haben (Reinhoefer, ...) ist bei guter Ausfuehrung der Uebertrager (niederohmige Sekundaerwicklungen, passende Verschachtelung) die theoretische Verschlechterung ertraeglich.
Anders sieht es aus, wenn die Trafos schlecht ausgefuehrt sind - dann rettet aber auch eine feste Sekundaerimpedanz wenig.
Montagebär hat geschrieben:
Dann die Leitungsführung. Unterschiedliche Leitungslängen zu den Abblockkondensatoren. Keine Saubere GND Entkopplung. Und so weiter. Will man das elektrisch richtig machen, dann sieht es halt nicht so schön aus.
Das Ganze ist doch elektrisch richtig

:
Die geringen Unterschiede in den Leitungslaengen sind bei NF weitestgehend irrelevant - sie treten an Stellen auf, an denen Streukapazitaeten und Restinduktivitaet keine Rolle spielen.
Das einzige potentielle Problem ist die Verwendung eines Massebusses, bei dem der Chassisbezug vor dem Ladekondensator haette liegen sollen, an der Stelle, wo der Fusspunkt der Anodenspannungswicklung an den Bus aufgelegt wird - die Tatsache, dass diese Verbindung zwischen Lade-und Siebkondensator erfolgt, fuehrt aber schon alleine zu einer Minimierung des Brumms durch Ladestromimpulse.
Massebusse sind nicht mein Ideal - ich bevorzuge Sternmasse mit Potentialsteuerung, aber richtig benutzt funktionieren sie gut - bei passender Wahl der Anzapfungen koennen sie sogar brummreduzierend wirken, durch Vorwaertskompensation.
Montagebär hat geschrieben:
.... Die 6SN7 ohne verblockte Katode zu betreiben, ist ein heißes Eisen. Da muss man ruhige 6SN7 heraussuchen und das hält schwer.
Das ist Unsinn. Einigermassen ordentlich gefertigte US-6SN7 oder russische 6N8S haben damit kein Problem, selbst bei Ausnutzung der zulaessigen Isolationsspannung, so der zulaessige maximale Rfk eingehalten wird - und das scheint mir nach reverse engineering der Fall zu sein - der Katodenwiderstand ist gering gegenueber dem zulaessigen Maximalwert.
Montagebär hat geschrieben:
Und von wegen "minimum components on signal's way!" Ich sehe da zwei Koppelkondensatoren im Signalweg...
Was ist das Problem? Nichtlineare Verzerrungen durch den zweiten (ersten) Koppelkondensator sind minimal, und sein Einsatz ermoeglicht erst den verzerrungsarmen Grossignalbetrieb beider 6SN7-Systeme, da beide mit vernuenftig hoher Anodenspannung arbeiten koennen, was bei der ueblichen direkten Kopplung nach Uchida niemals der Fall ist. Der Aussteuerbereich des zweiten Systems wurde optimiert, und der Innenwiderstand klein gehalten - durch Ueberbruecken des Katodenwiderstandes, und durch Abnahme der Versorgungsspannung direkt am ersten Siebkondensator. Die erste 6SN7 arbeitet mit unueberbruecktem Katodenwiderstand, was Verzerrungen in dieser Stufe minimiert - der durch die Stromgegenkopplung hoehere Innenwiderstand stoert hier weniger als in der Treiberstufe, die Betriebsspannung wird noch einmal RC-gefiltert, was den Stoerpegel reduziert, und motorboating durch interne Mittkopplung unwahrscheinlich macht.
Montagebär hat geschrieben:
"Bias margin of the driver is calculated with nonlinear distortion compensation of output stage, that allows to get very low distortion of the whole amplifier without negative feedback."
Das ist genau so übel wie Gegentakt.
Was ist uebel an Gegentakt - mit direkt geheizten Trioden ist Gegentakt der Koenigsweg zum verzerrungsarmen Verstaerker mit geringstmoeglichem Gegenkopplungsbedarf.
Wenn Vorwaertskompensation bewusst eingesetzt wird, ermoeglicht das im Falle von kaskadierten 6SN7-Systemen vor einer DHT ein noch ertraegliches Gesamtklirrspektrum - tut man das nicht, badet man die Musik in Klirr niedriger Ordnung - und ertraenkt die Endroehre im Eigenklang des Treibers. Das Risiko bei Vorwaertskompensation liegt eher in der Stabilitaet des Ergebnisses in der Serie, mit Roehrenparameterstreuungen und -alterung.
Montagebär hat geschrieben:
Wer baut sich eine Triodenendstufe um ihre charakteristischen Verzerrungen weg zu kompensieren?
Jemand, der hohe Wiedergabetreue moechte, und seine DHTs wirklich ausreizen will - ein Verstaerker ist schliesslich kein Musikinstrument (oder sollte es jedenfalls nicht sein

)...
Aber suum cuique - ich akzeptiere auch Liebhaber von Karamelsauce...
Montagebär hat geschrieben:
Das dies recht gut gelungen ist, zeigt der Klirr von lediglich 2% bei 8 Watt!
Das ist aber sehr abhaengig von der gesteckten Endroehre und der gesteckten 6SN7 - die Unterschiede namentlich bei den Endroehren sind riesig. Tuberolling kann hier kontraproduktiv ausfallen

...
Montagebär hat geschrieben:
Diese klangliche Eigenschaften:
...
Treffen hier wohl kaum zu.
Unangemessene Polemik. Oder hast Du das Teil schon einmal gemessen und gehoert? Ich gehe davon aus, dass sich das Teil sehr deutlich vom Uchida-clone-Einheitsklang unterscheidet.
Montagebär hat geschrieben:
Natürlich ist die Mehrzahl an amps so oder ähnlich gebaut.
Nein, ist sie nicht. Das Teil ist kein Uchida-clone (Uchida hier gleich Standard-Uchida mit direkt gekoppelten kaskadierten 6SN7-Systemen, RC-gekoppelt an die Endtriode, nicht der Uchida mit interstage), sondern eine eigenstaendige Arbeit - eher an die Konzepte von Audio Note Japan angelehnt...
Montagebär hat geschrieben:
Es mag auch sein, dass dies für viele Leute der Olymp ist und sie sehr zufrieden mit dem amp sind. Deshalb bitte diese Kritik nicht falsch verstehen.
Der Kasten entspricht nicht meinem Entwurfsideal. Allerdings sollte man ihn nicht schlechtreden - konzeptionell ist er interessanter als ein Uchida-clone
Gruesse
Micha
=->
PS (1): Die Beschreibung ist in recht maessigem Englisch geschrieben - und der Preis nicht unbedingt niedrig - attraktiv finde ich das Angebot nicht, aber interessant ist der Ansatz schon. Fuer dies' Geld bieten andere deutlich weniger Gegenwert.
PS (2): Das Auflegen des Schutzleiters ist nicht ideal geloest, und die Metallzunge am Holzrahmen so dicht beim Netzschalter ist auch nicht mein Fall...