Ein weiterer, echter Stolperstein stand gestern auf dem Programm:
Christoph Laufer – Shadows in the Rain
[IMG:240:240]http://img394.imageshack.us/img394/7778 ... 240co3.jpg[/img]
Diese CD hatte ich Euch schon in - Jetzt komm Jazz - ans Herz gelegt. Ihr müsst Euch vorstellen, die Songs von Sting bzw. Police werden total entkernt und nach den Formeln des Jazz neu generiert. Im ersten Stück passiert das durch Jens Thomas am Flügel und Christoph Lauer am Saxophon, die ROXANNE völlig neu beseelen und auferstehen lassen. Das Thema wird von CL auf dem Sax eröffnet und von JT auf dem Flügel kongenial begleitet. Dabei belässt er es nicht nur, die Tasten zu bedienen, nein, er kriecht förmlich in den Flügel und erzeugt durch Anschlagen der Saiten und des Korpus perkussive Elemente, die den Rhythmus überraschend neu akzentuieren, aber klanglich richtig Spaß machen – wenn man sie mit geeignetem Equipment hört. Explosiv und ausgeformt gegenständlich. Hier ist sie wieder, diese extreme Körperlichkeit, die den Flügel in seinen Dimensionen virtuell im Raum aufbaut. Grossartig.
Im zweiten Stück SO LONELY werden CL und JT vom Cikada String Quartet begleitet, das die Saiten schrammeln, krächzen und immer wieder jubilieren lässt. Man hört und sieht gleichsam die Bögen über die Saiten streiche(l)n, fliegen und wie sie dabei das Holz resonieren lassen. Die Holzwürmer unter Euch riechen förmlich die verbaute Holzart.
Wer da meint, Dynamik hinge nur mit Bass, Schlagzeug und den bekannten anderen lauten Instrumenten zusammen, gemeinhin auch abwertertend Rummsen genannt, der höre sich mal dieses Stück an. Übrigens, das Piano ‚perlt’ dermaßen, dass Dittsches Maßstäbe neu definiert werden müssten ...
Darüber liegt die Solostimme des Saxophons, die uns immer wieder melancholisch daran erinnern möchte, wie lonely wir doch eigentlich sind.
Im dritten Stück SHADOWS IN THE RAIN ist es meist um mich geschehen. Eine solche Intensität, derart eindringlich präsentiert, stellt einem buchstäblich die Haare hoch und lässt einen im Sessel erstarren. Warum? Sidsel Endresen singt auf diesem Stück und wird anfangs nur vom Piano + wenigen Anblasgeräuschen des Saxophons im Intro begleitet:
"I woke up in my clothes again this morning
I don't know exactly where I am
And I should heed my doctor's warning
He does the best with me he can
Shadows in the rain"
Und wie sie singt, nordisch klar mit extremer Artikulation und Ausformung jeder Silbe, um dann gehaucht mit leicht brüchiger Stimme den Weltschmerz auf eine kurze, rezitative Formel zu bringen. Sie tut das mit dem von GW geforderten kleinen Mund, der eben nicht von LS zu LS reicht, sondern als punktuelle Schallquelle realistisch im Raum steht. Das einsetzende Sax tupft erst mit leicht hingerotztem Ton, singt dann mit der bekannten Melodie, um sich am Ende mit den Schatten im Regen aufzulösen ...
Alter Schwede, welch ein schönes Stück!
BTW Mixed and mastered by Jan Erik Kongshaug at Rainbow Studio Oslo
Wenn sich mein Haarkleid wieder gelegt hat, werde ich den Verstärker 'mal mit angeschlossener Vorstufe hören.




